Erndtebrück. In Wittgenstein kennt fast jeder Fußballer den Namen Dirk Beitzel. Für seine Verdienste beim TuS Erndtebrück wurde der Keeper vom DFB ausgezeichnet.
Mit dieser Ehrung hat Dirk Beitzel wirklich nicht gerechnet. Als Marco Michel als Vertreter des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen (FLVW) den Weg zur Jahreshauptversammlung der Fußballabteilung des TuS Erndtebrück einschlägt, denkt Beitzel an eine Ehrung aus dem Sportkreis Siegen-Wittgenstein.
Dass Michel allerdings im Namen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf die DFB-Verdienstnadel, die höchste Auszeichnung des deutschen Fußballs, an Beitzel übergibt, ist auch für den 58-Jährigen eine Überraschung. „Ich habe mich sehr gefreut und war angenehm überrascht. Die vergangenen Monate waren von Ehrungen geprägt. Die Auszeichnung wird ein schönes Plätzchen finden“, sagt Beitzel im Gespräch mit dieser Redaktion. Rund 60 anwesende Vereinsmitglieder quittieren diese Entscheidung mit lang anhaltenden „Standing Ovations“.
„Ich habe mit unserem Nachbarsjungen trainiert. Eins gegen eins. Das Training hat mich weitergebracht.“
Beitzel und der TuS Erndtebrück, das passt zusammen wie die Faust aufs Auge. Mit fünf Jahren wird er im Jahr 1972 beim Verein angemeldet, mit zehn mischt er in der D-Jugend mit. Danach durchläuft er alle Jugendmannschaften und wird zum Rückhalt im Kasten der Erndtebrücker Ersten. Doch beinahe wäre Beitzel noch in eine andere Richtung abgebogen, wie er erzählt. „Mein Vater war Vorsitzender bei der Abteilung Tischtennis. Das war ein Sport, der mich interessiert hat, aber ich wollte lieber Mannschaftssport machen“, erzählt er über seine Entscheidung, sich stärker dem Fußball zu widmen.
Und so wirft Beitzel nach der Schule den Ranzen in die Ecke und geht „bolzen“. Die Bolzplatzerfahrung sorgt auch dafür, dass er später das Tor der ersten Mannschaft hütet. Denn Beitzel sagt über sich selbst, dass er nicht „mit Talent gesegnet“ sei. Doch auch dafür gibt es in der Jugend eine Lösung. Einzeltraining. Der besonderen Art. „Ich habe mit unserem Nachbarsjungen trainiert. Eins gegen eins. Das Training hat mich weitergebracht.“
Unter Beitzel wird der TuS zu einem etablierten Oberligisten
Nach seiner aktiven Zeit übernimmt er im Jahr 2003 die Aufgabe des Vorsitzenden der Fußballabteilung. Im Mehrspartenverein obliegt dem Vorsitzenden nicht nur die sportliche und wirtschaftliche Gesamtverantwortung der Abteilung, sondern auch die ordnungsgemäße Abwicklung des Spielbetriebes. Bei kaum einem Training fehlt Beitzel, sämtliche Heimspiele stehen in dieser Zeit unter seiner organisatorischen Begleitung.
Vorbilder hatte der Keeper einige, Sepp Maier von den Bayern war einer von ihnen. Doch sein Herz schlägt für die Adler vom Main. Beitzel ist großer Fan von Eintracht Frankfurt und erinnert sich noch gut an die Zeiten von Andreas Köpke und Oka Nikolov. Als dann der TuS Erndtebrück 2017 gegen die Kicker von Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal ran muss, freut sich einer sehr darüber. „Als das Los gezogen wurde, war ich ein glücklicher Mensch. Vom Spiel selbst habe ich aber nicht allzu viel mitbekommen, ich war 90 Minuten lang mit der Organisation beschäftigt“, erinnert sich Beitzel.
Unter seiner Führung entwickelte sich der Verein zu einem etablierten Oberligisten, der weit über die Grenzen der Region bekannt wurde. Zu den sportlichen Höhepunkten zählte zweifellos die Oberligameisterschaft 2017, verbunden mit dem Aufstieg in die Regionalliga West.
Im Februar 2023 stellt sich der frühere Stammkeeper dann nicht mehr zur Wahl auf. Doch aufhören ist für ihn keine Option. „Ich kann mich nicht komplett zurückziehen. Ich trainiere die Keeper der dritten Mannschaft und werde auch mittrainieren, wenn die Knochen mitspielen. Ich wollte immer für die zweite und dritte Mannschaft da sein. Die sind froh, dass jemand da ist. Das sind alles heimische Burschen“, sagt Beitzel, der nach eigenen Angaben bereits rund 600 bis 700 Vertragsamateure begleitet hat. Und so wird Dirk Beitzel auch weiterhin anwesend sein, wenn „sein“ TuS die Ligen aufmischt.