Kreis Wesel. Los ging es 2021 im linksrheinischen Kreis Wesel mit Jazz an ländlichen Orten. Wie der Verein Kulturprojekte jetzt im Rechtshreinischen startet.
Rüdiger Eichholtz hat Wort gehalten: 2023 wird der Verein Kulturprojekte auch im Rechtsrheinischen urbane Künstler an ländlichen Orten auf die Bühnen bringen, Musikfreunde auf die Höfe locken. Das ist die Idee. Über den Kulturgenuss hinaus sind die Hofkonzerte mit Erwartungen und Hoffnungen verbunden: Gastgeber der Konzerte möchten Verständnis für ihre landwirtschaftliche Arbeit wecken, der Kreis Wesel erwartet ein attraktives fahrradtouristisches Angebot. Er unterstützt das Projekt, ebenso wie die Sparkassen beider Rheinseiten und das Land NRW. Unabhängig von allen Erwartungen freuen sich Jazzfreunde auf gute Musik und die besondere Atmosphäre der Höfe.
Die im Linksrheinischen seit 2021 beliebten Hofkonzerte, entstanden in der Zeit, als Indoor-Kultur nicht möglich war, wird es in diesem Jahr auf beiden Seiten des Rheins geben. Vor der Sommerpause vier im Rechtsrheinischen, danach zwölf im Linksrheinischen. Alle Termine und Künstler siehe unten – wobei das linksrheinische Programm noch in Arbeit und recht variabel ist, so Eichholtz.
Auftakt in Wesel auf dem Naturhof – eine Herausforderung für die Gastgeber
Start der Hofkonzerte ist Samstag, 17. Juni, in Wesel-Lackhausen bei Barbara Vößing und Dirk Becker auf dem Naturhof. „Wie viele Leute werden wohl kommen?“ fragt die Landwirtin. Schulterzucken bei der Vorbesprechung auf dem Neuhollandshof der Familie Clostermann in Bislich, die ebenfalls Gastgeber sein wird. 10, 50, 500 Menschen – wer weiß das schon? Vößing würde gern Waffeln backen und Kuchen anbieten, da wird Vorbereitung zur echten Herausforderung.
Thea Clostermann, Hausherrin im Neuhollandshof, einem Demeter-Apfelhof, erhofft sich eine gute Kommunikation mit den Besuchern ihres Hofs, die Familie ist am 29. Juni Gastgeberin der Hofkonzerte. Landwirtschaft ist für viele Menschen mit Romantik verbunden, sagt sie. Das Thema Romantik würden die Bauern gern relativieren. „Viele Kinder haben keinen Bezug zur Landwirtschaft. Sie lernen, dass die Tiere letztlich auf dem Teller landen“, sagt Barbara Vößing. Endverbraucher verstünden häufig nicht, warum manche Dinge sind wie sie sind. Auch Landrat Ingo Brohl würde das Romantikthema gern relativieren, die Höfe seien eben auch Wirtschaftsbetriebe.
Hier sieht er einen Anknüpfungspunkt an die Ökomodellregion des Kreises Wesel mit dem Kreis Kleve, die regionale Wertschöpfungsketten schaffen und optimieren will. Zwar haben nicht alle Gastgeber der Hofkonzerte auch ein Öko-Label, laut Brohl profitieren aber auch die konventionell arbeitende Betriebe. Ohnehin: Die Diskussion „Wir und Ihr“ in der Landwirtschaft gebe es so heute nicht mehr, sagt Thea Clostermann, sie wertet das als Fortschritt.
Eine sommerlicher Kulturreihe also, eingebettet in ein ebenso spannungsreiches wie spannendes Umfeld. Übrigens ist der Eintritt frei, allerdings treten die Künstler nicht ehrenamtlich auf: Rüdiger Eichholtz wird den Hut wandern lassen, trotz freundlicher Sponsoren kann es ohne nicht gehen.
Termine, Orte und Zeiten rechtsrheinisch
Auftakt ist am 17. Juni auf dem Naturhof Wesel, Zu den Vier Winden 10. Das Hoffest beginnt um 14 Uhr, von 15 Uhr an gibt es improvisierte Musik auf die Ohren: Extravaganza Fantasi & Duduk Poetico: Yordan Kostov (Akkordeon), Andreas Günther (Piano) und André Meisner (Duduk, Saxofon) werden Eigenkompositionen, aber auch weltmusikalische Stücke aus der armenischen Folkore vortragen, kündigt der Veranstalter an, „und spontan die Kraft der Improvisation nutzen, um klangliches Neuland zu betreten“. Am 18. Juni gastieren sie mit diesem Programm im Café Lühlerheide, Marienthaler Straße 10 in Schermbeck. Los geht’s hier um 15.30 Uhr.
Weiter geht’s am Donnerstag, 29. Juni, auf dem Neuhollandshof, Jöckern 2 in Wesel-Bislich: Von 20 Uhr an spielt hier das Vokalorchester NRW. Fünf Sängerinnen und zwei Sänger lieben die Improvisation und geben sich ihr lustvoll hin. Das Programm verspricht: Das wird aufregend, komplex, lustig, experimentell, spontan, atmosphärisch, vielfältig, bewegend...
Furiopolis übernimmt am 30. Juni auf dem Tinthof, Weseler Straße 7, in Voerde-Spellen: Um 20 Uhr legt das Quintett los und macht sich über die „längst abgegrasten Wiesen des deutschen Liedguts“ her, so das Programm. Die Jungs erzählen, und zwar ohne Worte allein mit ihren Instrumenten, bieten „turbulente Klangtumulte von laufenden Jägern und fleißigen Handwerken, von blauen Bergen“, „es trötet, orgelt, zupft und rumpelt“ – heißt es vielversprechend in der Ankündigung.
Auf der linken Rheinseite geht es im August weiter
Das Programm im Linksrheinischen läuft vom 20. August bis zum 3. September. Verlässliche Angaben gibt es noch nicht, die Termine sind laut Veranstalter noch in Vorbereitung. Als Künstler werden Furiopolis, das Oddgeir Berg Trio (OBT), Johannes Bär, das Dudukquartett, Hyperschall, das Vokalorchester NRW und Urknall Trio auf Höfen in Alpen, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Moers und Kamp Lintfort genannt. Infos werden laufend im Internet aktualisiert.