Wer würde nicht zustimmen, dass man Halunken das Handwerk legen muss, die daran verdienen, dass sie verzweifelten Menschen hohe Beträge abknöpfen, sie auf hochseeuntaugliche Schiffe verfrachten und sie dann ihrem Schicksal, also in vielen Fällen: dem Tod durch Ertrinken, überlassen. Diese „Schleuser“ sind Verbrecher. Und ist es nicht logisch, dass man ihnen das schaurige Geschäft erleichtert, je mehr Bootsflüchtlinge man vor dem Ersaufen rettet und sie doch noch an Europas Küsten bringt? Ja, das ist logisch, und inhuman ist es auch.
In der schäbigen Sprache des EU-Flüchtlingsmanagements ist Rettung ein „Pull-Faktor“ – ein Umstand, der noch mehr Menschen in Versuchung bringt, ihr Heil auf dem Weg übers Mittelmeer zu suchen und dadurch das Problem vergrößert, statt es zu lindern. Denn, so lautet der Standard-Bescheid der EU-Verantwortlichen, alle, die wollen, können wir in Europa schlechterdings nicht aufnehmen. Deswegen müssen wir mithelfen, dass nicht mehr so viele wollen. Wenn das mangels anständig regierter Staaten in Afrika und dem Nahen Osten nicht recht voran kommt, ist das nicht unsere Schuld. Bis auf weiteres gilt: Grenzschutz ist billiger als Seenot-Rettung.
Es ist ein bodenloser Zynismus. Das neuerliche Massensterben vor der Küste Libyens, anderthalb Jahre nach der Katastrophe von Lampedusa, fügt der größten Schande, die sich die Wertegemeinschaft Europa leistet, ein weiteres Kapitel hinzu. Es ist unserer aller Aufgabe, der Politik die Verwaltung dieser Schande nicht länger durchgehen zulassen.