Im Sommer sind die ersten sieben Städte und Distrikte Afghanistans in die Verantwortung einheimischer Sicherheitskräfte übertragen worden. Der dritte Taliban-Anschlag seit Ende Juni allein in Kabul zeigt, dass sie noch überfordert sind, selbstständig für Recht und Ordnung zu sorgen. Bis 2014 müssen sie dazu in der Lage sein, denn dann wollen die USA und ihre Verbündeten endgültig ihre Truppen vom Hindukusch abgezogen haben. Die Verantwortung für die Sicherheit sollen dann die Afghanen selbst tragen. Ob sie es schaffen?
Genau diese Zweifel – auch unter der eigenen Bevölkerung – zu sähen, ist das Ziel der Taliban. So lange ausländische Truppen auf dem Boden eines muslimischen Landes stehen, können die Extremisten dem Volk diesen Umstand als Beleidigung des Islam verkaufen und ihre Terrorattacken rechtfertigen. Sind die „ungläubigen Besatzer“ erst verschwunden, fehlt den radikalen Islamisten eine wichtige Grundlage für ihr Morden.
Die Nato muss trotzdem an ihrer Strategie festhalten, Afghanistan 2014 zu verlassen, um nicht auf ewig in der Falle gefangen zu bleiben, die von einer schwindenden Minderheit radikaler Islamisten mit den Anschlägen von 9/11 gestellt wurde. Noch ist Zeit, für die notwendige Stabilität zu sorgen.