Hamburg. Was für ein ARD-Filmteam als Dienstreise nach China begann, entpuppte sich als wahrer Horrortrip: Neun Stunden lang wurden die Journalisten in einer chinesischen Fabrik festgehalten. Der Vorwurf lautete Spionage, das eigentliche Vorhaben des Teams: ein Film über Umweltverschmutzung.
Chinesische Fabrikarbeiter haben ein Filmteam der ARD angegriffen und
mehrere Stunden lang festgehalten. Der Vorfall ereignete sich bereits in der
Nacht zu Sonntag vergangener Woche in einer Chemiefabrik in der Nähe der Stadt
Zhengzhou, wie ein NDR-Sprecher am Donnerstag auf dapd-Anfrage sagte. Eine
bewaffnete Polizeieinheit befreite die vierköpfige Filmcrew nach etwa neun
Stunden aus der Kantine der Fabrik. Verletzt wurde niemand.
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Die
Journalisten des NDR-geführten ARD-Büros in Peking hatten den Informationen
zufolge außerhalb der Fabrik zu einem Thema über Umweltverschmutzung gedreht und
waren von dem Wachdienst gestoppt und auf das Werksgelände gebracht worden. Auch
der Fahrer und ein örtlicher Umweltaktivist seien festgehalten worden. Nach
Angaben einer beteiligten NDR-Korrespondentin war die Gruppe von Arbeitern und
Unternehmensangehörigen auf dem Gelände bedrängt worden.
„Tötet
die ausländischen Spione“
Nachdem sich die Journalistin telefonisch an
eine offizielle Stelle in Peking gewandt habe, sei das Filmteam in die Kantine
gebracht worden. Örtliche Polizeikräfte hätten die Türen bewacht und versucht,
das Team zu schützen.
Schließlich hätten aufgebrachte Arbeiter aber die
Polizeikräfte überrannt und das Gebäude gestürmt. Die Filmcrew sei der Spionage
beschuldigt und angegriffen worden. Den Angaben zufolge hatten Vorgesetzte
vermutlich die Arbeiter falsch informiert und gegen die Filmcrew aufgebracht.
Der Journalistengruppe wurde vorgehalten, Informationen über die Technologie des
Unternehmens zu sammeln. Zudem wurde ihr das Filmmaterial abgenommen. Einige
hätten auch „Tötet die ausländischen Spione“ gerufen. Nach neun Stunden wäre
schließlich die Spezialeinheit der Polizei erschienen, die die ARD-Mitarbeiter
aus dem Gebäude eskortierte. (dapd)