Duisburg/Essen. Der Fall des Duisburger Försters Axel Freude wirft Fragen auf. Der Mann war Freitag von Jugendlichen zusammengeschlagen worden. Viele seiner Kollegen fragen sich nun: Wie sicher ist der Dienst im Wald? Sie wollen mehr Polizeihilfe - aber keine Waffen.

Duisburg ist kein Einzelfall. Aggressionen und auch Gewalt gegen Förster, das gehört für viele Waldschützer an Rhein und Ruhr zum traurigen Alltag. "Jeder ist schon dumm angemacht worden", sagt etwa Reinhart Hassel, Leiter des Regionalforstamts Ruhrgebiet. Eine Waffendebatte lehnt der Berufszweig trotz des Überfalls auf Axel Freude jedoch ab.

Der Duisburger Stadtförster war Freitagabend von Jugendlichen zusammengeschlagen worden, als er sie ermahnte, im Wald kein Feuer zu machen. Ähnliche Situationen haben andere Forstaufseher auch schon erlebt. "Was in Duisburg passiert ist, schockt mich besonders", sagt Hassel. Dass Leute auf Bitten und Verbote aggressiv und unberechenbar reagieren, das "ist mehr geworden in den letzten Jahren", hat Hassel beobachtet. "Das ist ein großes Thema."

Ein Förster spricht vom "ganz normalen Wahnsinn"

Markus Herber spricht vom "ganz normalen Wahnsinn". Der Bottroper Förster meint damit Menschen, die "verbal ausrasten, wenn man zum Beispiel ein Knöllchen an einen Hundebesitzer verteilt". Körperlich ist er zwar noch nie angegriffen worden. Klar ist aber, dass dauernde Beschimpfungen ihm das Leben schwer genug machen. Wenn er alleine auf weiter Flur Leute sehe, die Müll hinterlassen oder grillen oder irgendwas anderes Verbotenes tun, dann mustere er sie zunächst. "Ich frage mich: Habe ich es mit einem Wahnsinnigen zu tun? Dann rufe ich lieber gleich die Polizei."

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Diese Strategie - Herber nennt sie den "Rückwärtsgang" - gilt unter Förstern als die beste. "Ich gehe jetzt häufiger mit der Polizei auf Streife", sagt Dieter Jeschke, Kollege des nun zusammengeschlagenen Axel Freude. "Es ist besser, auf die Polizei zu warten", sagt Winfried Hardes aus Dortmund. Der aktuelle Fall sei zwar ein "Ausreißer nach oben. Aber die Gewaltbereitschaft nimmt zu." Er sei selbst schon angegriffen worden, die Hemmschwelle sinke. Auch Dieter Jeschke gibt an, mal mit einer Schusswaffe bedroht worden zu sein.

Der Landesbetrieb veranstaltet Deeskalationsschulungen

Er geht nur noch mit Hund und Handy raus, das gebe ihm ein Stück Sicherheit. Waffen lehnen viele Förster hingegen ab. "Ich hoffe, die Debatte wird jetzt nicht durch diesen Einzelfall angeheizt", so Hardes. Wo Waffen seien, komme es zu Unfällen, das zeige sich in den USA.

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"Die Mittel müssen verhältnismäßig sein", sagt Klaus Lomitz, Leiter des Forstamts Kurkölnisches Sauerland in Olpe. Seinen Kollegen sind die Hände gebunden. Rund um Olpe und anderswo setzen die Förster deshalb vor allem auf zwei Maßnahmen: "An beliebten Orten wie Talsperren gehen die Förster gemeinsam mit der Polizei auf Patrouille." Und der Landesbetrieb Wald und Holz bietet für seine Mitarbeiter regelmäßig Deeskalationsschulungen an.