Hannelore Kraft widersetzt sich der Logik politischer Karrieren. Sie will nicht ins Kanzleramt und nicht ins Schloss Bellevue – sie will einfach NRW-Ministerpräsidentin bleiben.
Normalerweise wird solche Genügsamkeit bei einer, die derart populär ist wie die SPD-Frau aus Mülheim, als taktische Koketterie abgetan. Politik ist schließlich allzu oft die Suche nach der richtigen Gelegenheit zum persönlichen Aufstieg.
Die Verschleierung der eigenen Ambitionen gehört zum politischen Geschäft. Kraft aber hat sich nun festgelegt, an Rhein und Ruhr zu bleiben. Dort, wo sie mit ihrem kumpeligen Revier-Zungenschlag zumeist den richtigen Ton trifft und gemocht wird.
Ob das vorschnelle NRW-Bekenntnis ihrer Durchsetzungsfähigkeit in Berlin nutzt, ist eher fraglich. Ambitionierte Rivalen um höchste Ämter werden dort in der Regel ernster genommen als sympathisch verwurzelte Regionalgrößen.