Stuttgart. Der Sportwagenhersteller Porsche strebt statt einer Übernahme von Volkswagen jetzt eine Fusion mit dem Wolfsburger Unternehmen an. Unter einer einheitlichen Führungsgesellschaft sollen in der Endstruktur zehn Marken nebeneinander stehen, teilt VW-Großaktionär Porsche in Stuttgart mit.

Die Autokonzerne Porsche und Volkswagen stehen vor einer Fusion. Die Familiengesellschafter der Porsche Automobil Holding, die 50,8 Prozent der Anteile an Volkswagen hält, haben sich bei ihrem Treffen am Mittwoch in Salzburg für die Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns mit Volkswagen ausgesprochen. Wie Porsche in Stuttgart mitteilte, sollen unter einer einheitlichen Führungsgesellschaft in der Endstruktur zehn Marken nebeneinander stehen, wobei die Eigenständigkeit aller Marken und damit auch von Porsche gewahrt bleibe.

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. (Foto: ap)
VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. (Foto: ap) © AP | AP





Auf dieser Grundlage würden die beiden Unternehmen Volkswagen und Porsche in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe die Gespräche unter maßgeblicher Einbeziehung des Landes Niedersachsen als größten Mitaktionär sowie den Arbeitnehmervertretern beider Unternehmen vertiefen. Ziel sei es, in den nächsten vier Wochen eine Entscheidungsgrundlage über die zukünftige Struktur der gemeinsamen Gruppe zu entwickeln.

VW begrüßt die Entscheidung

Wie es weiter hieß, haben die Familiengesellschafter von Porsche unter «Einbeziehung von Kapitalmaßnahmen» Vorschläge diskutiert, die das Ergebnis intensiver Gespräche der Vorstände beider Unternehmen über die Vertiefung der Zusammenarbeit gewesen seien. Volkswagen begrüßte die Entscheidung der Vertreter der Familiengesellschafter Porsche und Piëch. Der Vorstand der Wolfsburger Volkswagen AG werde den Prozess nach besten Kräften unterstützen, teilte der Konzern mit.

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. (Foto: ap)
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. (Foto: ap) © AP | AP





Für die Fusion hatte sich Porsche-Chef Wendelin Wiedeking eingesetzt. Allerdings ist dafür nach Medienberichten frisches Kapital von den Eigentümerfamilien sowie ein anderer Investor nötig. Als Alternative galt der Vorschlag von Porsche-Miteigentümer und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, Porsche an VW zu verkaufen und damit auf einen Schlag schuldenfrei zu werden. Das Ziel einer Übernahme von 75 Prozent der VW-Aktien durch Porsche hatten die Familien wegen hoher Schulden aufgegeben müssen.

Niedersachsen: Wichtig sind die Arbeitsplätze bei VW

Die niedersächsische Landesregierung rechnet nach dem Treffen mit Verhandlungen über die künftige Eigentümerstruktur des Volkswagen-Konzerns. «Das Land Niedersachsen erwartet von der Besprechung der Familien Porsche und Piëch, dass dort erstmals festgelegt wird, wer mit uns verhandelt», sagte der Sprecher Staatskanzlei, Matthias Sickert. Wichtig für die Landesregierung seien die Arbeitsplätze bei Volkswagen und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens.

Niedersachsen ist nach Porsche zweitgrößter VW-Aktionär und verfügt aufgrund des VW-Gesetzes mit einem Aktienanteil von gut 20 Prozent über eine Sperrminorität. Ob sich ein weiterer Investor engagiert, war am Mittwochabend zunächst unklar. Interesse zeigte bislang unter anderen das Emirat Katar. (afp/ddp)


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