Unna.

Um nach Fukushima zu kommen, hat dem Unnaer Tobias Bäcker ein Aufsatz gereicht. In diesem Essay hat der 22-Jährige seine persönlichen Erfahrungen mit dem dreifachen Unglück geschildert (siehe Kasten). Dieses Werk hat die japanische Botschaft so imponiert, dass er als einer von 200 Studenten aus 42 Ländern zwei Wochen Japan kennen lernen durfte.

Der Physik- und Japanologie-Student interessierte sich besonders für die Präfektur Fukushima, die vor etwa einem Jahr von einem Erdbeben und einem Tsunami heimgesucht wurde und in der Atom-Katastrophe endete.

„Ich wollte das Japan-Bild überprüfen. In Deutschland denken viele, dass die Japaner weiter technikgläubig ist und der Atomkraft weiterhin das volle Vertrauen schenkt. Die Japaner erscheinen so stoisch“, sagt der Stipendiat der Karl-Schlotmann-Stiftung (Unna).

In Japan lernte er dann beide Welten kennen - auch räumlich getrennt. In Tokio, wo das Leben wie gewohnt weiter läuft, scheint es auch weniger Bedenken zu geben. „Gerade in Vorträgen, die wir dort an den Universitäten gehört haben, wurde uns vermittelt, dass keine Angst da ist.“

Ganz anders in Fukushima, 70 Kilometer von dem zerstörten Reaktor entfernt. „Als wir Japaner in ihren Häusern besucht haben, waren sie den Tränen nahe, als sie von toten Bekannten erzählten.“ Auch der Glaube an die Atomkraft scheint verloren. „Es gibt einen Unterschied zwischen der nach außen vertretenen Meinung und der aus persönlichen Gesprächen“, sagt Tobias Bäcker.

Der Physikstudent Bäcker kann auch nach dem Besuch in der Region die Atomenergie nicht verteufeln. „Aus der wissenschaftlichen Sicht ist die Idee nicht so übel. Aber bei den Gefahren wäre es unverantwortlich, weiter zu machen“, sagt der 22-Jährige.

Er wird wieder nach Japan reisen. Sein Japanologie-Studium verpflichtet ihn regelrecht. „Ich will Japan noch auf eigene Faust erkunden“, sagt er. Auch weil er jetzt viele Menschen dort kennen gelernt hat, die er wieder sehen möchte. Unwohl ist ihm dabei nicht. „Wir müssen mehr Angst vor Tschernobyl haben“, sagt er

Das hat er auch seinen Eltern erklärt, als er ihnen von der Reise erzählt hat. „Mütter muss man immer überzeugen, sie sind halt so.“ Aber er war auf Einladung der japanischen Regierung da. Und die Vertreter waren sehr sorgfältig. „Mit der Reise warb Japan wieder um Auslandsstudenten. Da darf nichts schief gehen“, sagt Tobias Bäcker.