Lüdenscheid.
Bekommt die Bergstadt bald einen Windpark, an dessen Finanzierung sich die Bürger beteiligen können? Bürgermeister Dieter Dzewas findet die Idee jedenfalls interessant, seit er sich im Bürgerwindpark Hilchenbach umgesehen hat.
Dort drehen sich mittlerweile seit 2008 mitten im Haubergswald mehrerer Waldbauern fünf riesige Windräder – mit Erfolg. Eine ganze Reihe von Privatleuten aus Hilchenbach beteiligen sich an der Rothaarwind GmbH & Co. KG als Betreiber, weil sie vom Konzept mit der erneuerbaren Energie aus Wind überzeugt sind. Mehr noch: Auf einem Windwanderweg erfahren neugierige Erholungssuchende mehr über das Projekt (Internet: www.rothaarwind.de)
Dzewas ist von dem Bürgerprojekt in Hilchenbach begeistert, kann sich Ähnliches für Lüdenscheid gut vorstellen. Dabei wäre ihm ein Bürgerwindpark natürlich lieber als alles andere. Aber auch den heimischen Versorger Enervie, unter dessen Dach sich unter anderem die Stadtwerke Lüdenscheid befinden, würde Dzewas als Investor begrüßen.
„Schlüsseltechnologie für den Klimaschutz“
Eine Unterstützerin hat Dzewas mit der heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Petra Crone, in ihrer Partei Berichterstatterin für Wald und Forst.
Generell sieht Crone die „Windenergie als Schlüsseltechnologie für den Klimaschutz“. Dabei dürfe „der Wald nicht länger als Standort für Windräder tabu sein“. Zumindest nicht in gerechtfertigten Einzelfällen wie in Hilchenbach. Crone: „Der Windpark dort beweist eindrucksvoll, dass naturschutzfachliche und soziale Aspekte bei der Planung der Windenergieanlagen ernst genommen und berücksichtigt wurden. Frischer Wind im Wald – in diese Richtung geht auch der neue Windenergie-Erlass, den NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) erst kürzlich vorgestellt hatte.
Allerdings müsse bei solch weithin sichtbaren Projekten „die Öffentlichkeit einbezogen und frühzeitig informiert werden“, betont Crone. Wenn auch noch die Bürger am Windpark selbst beteiligt würden, „bleibt die Wertschöpfung zudem vor Ort – und unseriösen Investoren wird der Wind aus den Segeln genommen“. Von Vorteil sei es, so Crone, wenn „jemand mit Herzblut“ solch ein Projekt vorantreibe – wie in Hilchenbach Günter Pulte, Geschäftsführer der Rothaarwind. In Lüdenscheid könnte es Matthias Kynast sein. Schon seit Jahren betreibt er eine Windkraftanlage auf dem Leisberg.
Im Flächennutzungsplan für die Bergstadt waren für Windräder bislang zwei spezielle Vorrangzonen ausgewiesen: 1,21 Hektar „nördlich Leisberg“ und 0,35 Hektar „östlich Hellersen“. Sie sollten künftig von einer einzigen Zone südöstlich des Rastplatzes Hunscheid an der A 45 abgelöst werden. Doch auch diese Überlegung ist inzwischen erst einmal zurückgestellt. Die Fachleute im Rathaus wollten sich jetzt erst einmal mit dem neuen Windenergie-Erlass von Minister Remmel befassen, so Bürgermeister Dzewas – erst dann könne man über eine oder mehrere neue Zonen im Nutzungsplan diskutieren.