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n den ostdeutschen Wahlkämpfen spielt Nordrhein-Westfalen eine bemerkenswerte Rolle, vor allem mit Blick auf die Finanzpolitik: Seht nach NRW, die können nicht mit Geld umgehen! Seht uns an, wir haben unsere Finanzen im Griff! So heißt es in Reden, insbesondere von Politikern der Ost-CDU. Thüringens Ministerpräsidentin Lieberknecht macht das besonders gern.

Ihre NRW-Amtskollegin Hannelore Kraft kann es nicht mehr hören. Jetzt ist sie vorgeprescht: Solidarität zwischen den Ländern? Ja, aber gerecht und transparent. Die Forderung ist nachvollziehbar und richtig, ob sie umgesetzt wird, bleibt aber fraglich. Das Feilschen um den Länderfinanzausgleich gehört zum System, das über Jahrzehnte ein Eigenleben entwickelte. Undurchsichtige Finanzströme, Anrechnungen und Verrechnungen, die Heerscharen von Finanzbeamten beschäftigen. Und das soll gelöst werden? Vielleicht.

Denn sollte überhaupt eine Chance bestehen, dann jetzt. Der Kostendruck lastet auf den Ländern wie selten zuvor, der Solidarpakt weckt Begehrlichkeiten, zudem droht die Schuldenbremse. Deshalb ist die Solidarität weitgehend aufgebraucht. Hannelore Kraft hat den Verteilungskampf offiziell eröffnet.