Dominique Strauss-Kahn bleibt in Haft. Das sagt über seine Schuld nur so viel: Der Verdacht gegen den Spitzen-Ökonom, den Top-Politiker, wiegt so schwer, dass die amerikanische Justiz nicht glaubt, dessen Freilassung verantworten zu können. Fluchtgefahr. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
In Zeiten der Echtzeit-Nachrichten müssen sich einige noch daran gewöhnen, dass es Dinge gibt, die nicht sofort klar sind. Tatsächlich kann es noch eine ganze Weile dauern, bis fest steht, was in Zimmer 2608 des New Yorker Sofitel Hotels wirklich passiert ist.
Zeit aber ist das, was ein Spitzenpolitiker unter vernichtendem Verdacht am wenigsten hat. Neben dem juristischen gibt es einen politischen Maßstab. Und der sagt, unabhängig von Schuld oder Nicht-Schuld: Wie lange kann jemand, der derartig in der Öffentlichkeit steht, diesen Niemandsland-Zustand zwischen Schuld und Unschuld aushalten? Wie lange wird ihm die Staatengemeinschaft, die den Währungsfonds trägt, noch Kredit gewähren? Wie lange kann der IWF in einer großen Krise – Griechenland, Portugal, usw. – kopflos agieren? Wie lange werden Frankreichs Sozialisten, deren einzige Hoffnung dieser Mann ist, noch zu ihm stehen können?
Nun sieht es so aus, als ginge eine große französische Karriere in Amerika geradezu hollywoodhaft zu Ende.