Zwei Jahre Straflager für einen 51 Sekunden langen Protest in der Moskauer Erlöser-Kathedrale: Die drei jungen Frauen der Punkband Pussy Riot hatten die Jungfrau Maria um Erlösung von Wladimir Putin angerufen. Der Präsident reagiert prompt. Kritik an seiner Regierung ist höchst unerwünscht und wird hart bestraft. Dass die russische Justiz weit weg jeglicher Unabhängigkeit ist, muss nicht besonders erklärt werden. Als oberstes Putin-Gebot gilt die Einschüchterung und das Wegsperren politischer Gegner.
Der Beobachter im Westen staunt über die russische Hexenjad, über so viel Unsicherheit. Wie schwach muss ein Präsident sein, wie wackelig sein Regime, und wie groß seine Angst vor einer demokratischen Entwicklung, wenn es drei harmlosen Musikerinnen gelingt, den Präsidenten zu einem großen Fehler zu verführen?
Das Urteil wird den Widerstand der Opposition schüren, wird den Hass auf den Kreml wachsen lassen. Natürlich haben die Punkerinnen mit ihrer Gotteslästerung die religiösen Gefühle vieler Russen verletzt. Nicht wenige schöpfen aus ihrem Glauben Kraft und Energie für den Alltag. Hierzulande wäre das Trio für seine Aktion auch zur Rechenschaft gezogen worden. Ein bunter Tupfer auf dem demokratischen Teppich. Mehr nicht.