Da haben wir es schwarz auf weiß: Altersarmut? Halb so wild. „Lebensleistungsrente“? „Solidarrente“? „Grüne Garantierente“? Überhaupt sämtliche Modelle, die darauf hinauslaufen sollen, Mini-Einkünfte im Alter durch Umverteilung von Steuer- oder Beitragsmitteln auf ein halbwegs erträgliches Niveau anzuheben? Überflüssiges, sogar schädliches Brimborium. Das hat jetzt mit mathematischer Präzision der Wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums festgestellt. Ein Wunder wäre es auch gewesen, wären die Rechenkünstler zum gegenteiligen Ergebnis gelangt. Ihr Auftraggeber heißt schließlich Philipp Rösler.
Den Auftakt dazu hat im Frühherbst die Arbeitsministerin gemacht, als sie das Getrommel für ihre Idee einer „Zuschussrente“ mit der schrillen Warnung untermalte, demnächst werde schon jeder Facharbeiter im Alter dem Elend verfallen. Kollege Rösler hält jetzt dagegen. Mit der Botschaft, dass sich vor Altersarmut kaum jemand ernsthaft ängstigen müsse. Theoretisch zumindest. Wenn alles gut geht. Denn wie das so ist mit Prognosen, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen: Auch diese ist extrem voraussetzungsreich. Röslers Optimal-Szenario hat zur Bedingung, dass jeder Arbeitnehmer fleißig in die Riester-Kasse einzahlt, bis 67 durcharbeitet und eine bruchlose Erwerbsbiografie hinter sich bringt. Dass mit anderen Worten der Arbeitsmarkt eine Wünschdirwas-Veranstaltung ist, Aber ist er das?
Graue Theorie. Nicht weniger freilich als die Thesen jener Soziallobbyisten, die noch immer meinen, man müsste nur alle Reformen des vergangenen Jahrzehnts zurückdrehen und alles wäre wieder gut. Armut sei „politisch gewollt“, lautet ihre Formel. Wo man hinschaut: schlichte Weltbilder.