Ministerpräsident Hendrik Wüst hat sich jetzt erstmals öffentlich zur gesperrten A45 geäußert. Das wurde Zeit. Ein Kommentar.

Nachdem Kyrill Anfang des Jahres 2007 durch das Land gefegt war, ließ sich der damalige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) mehrere Monate Zeit, um das Krisengebiet in Südwestfalen zu besuchen. Dort hatte der Orkan mehr als zehn Millionen Bäume umgeknickt. Die Forstwirtschaft fürchtete um ihre Existenz, der Tourismus warnte vor hohen Einbußen. Immer wieder schickte Rüttgers seinen Umweltminister Eckhard Uhlenberg vor. Das nahmen ihm seinerzeit nicht nur die politischen Gegner übel. Die nächste Wahl verlor Rüttgers überraschend gegen die Sozialdemokratin Hannelore Kraft. Vielleicht auch deswegen.

Jetzt ist mit der Autobahn 45 eine Lebensader der Region auf Jahre blockiert, weil eine marode Brücke neu gebaut werden muss. Die Wirtschaft sorgt sich um die Zukunft des stärksten Industriestandorts unseres Bundeslandes, die Stadt Lüdenscheid warnt vor dem Verkehrskollaps.

Spitzengespräch mit dienstjüngster Ministerin

Montag wird dort die neue NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) zu einem Spitzengespräch erwartet. Sie ist seit rund sechs Wochen im Amt, niemand kann sie ernsthaft dafür kritisieren, dass sie noch nicht im Stoff steckt.

Der nordrhein-westfälische Regierungschef Hendrik Wüst hat sich jetzt erstmals in dieser Zeitung auf Anfrage öffentlich zur Sauerlandlinie geäußert. Ein bisschen spät, aber immerhin. Als ehemaliger NRW-Verkehrsminister steckt er sehrwohl im Stoff.

Auch Wüst kann das Problem Sauerlandlinie nicht im Handumdrehen lösen. Er hat derzeit auch eine Menge anderer Sorgen. Aber er muss deutlich machen, dass er die Tragweite des Problems verstanden hat. Ankündigungen allein helfen der Region nicht weiter, das Zeigen mit dem Finger auf Berlin ebenfalls nicht – auch wenn das Bundesverkehrsministerium in der Verantwortung für die Autobahnen steht. Wüst ist immerhin gerade Vorsitzender der Ministerpräsidenten-Konferenz, was beim Anschieben von bundespolitischen Infrastruktur-Maßnahmen hilfreich sein müsste.

Am Wochenende sprach sich Hendrik Wüst übrigens für Finanzspritzen an Karnevalsveranstalter aus – wegen Corona. Bestimmt wichtig. Das ist die gesperrte A 45 aber auch. Und in fünf Monaten sind Landtagswahlen.