Lünen..
Biometrisches Merkmal, eID-Funktion, Qualifizierte elektronische Signatur – die Vokabeln zum neuen Personalausweis füllen ein ganzes Glossar – und derzeit die Köpfe der sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bürgerbüro.
Ab 1. November ändern sich Ausweis, Antragsverfahren, Gebühren und wohl auch die Wartezeiten im Rathaus.
„Wir müssen uns ebenso wie die Bürger auf völlig neue Organisationsabläufe einstellen“, erklärt Giesbert Blandowski, Leiter des Bürgerbüros. „Unsere Nächte sind gerade unruhig.“ Schon jetzt sei klar: Der Zeitaufwand für die Ausweisanträge wächst, weil der Beratungsbedarf größer wird. Das Personal werde nicht aufgestockt, „aber eine Stelle, die im Rahmen des Sparkonzepts gestrichen wurde, haben wir – auf zwei Jahre befristet – zurückbekommen.“
Äußerlich bis aufs kleinere Format kaum verändert, hat es der Ausweis gewaltig in sich. Das Dokument in Scheckkartengröße fordert Entscheidungen von den Bürgern: Man kann es als so genannten Sichtausweis belassen, wie es ihn jetzt gibt, oder Zusatzfunktionen nutzen, die ein eingebauter Chip bietet. Dabei geht es vor allem um die elektronische Identitätsfunktion (eID), die das Ausweisen im Internet und an Automaten ermöglichen soll. Für Online-Geschäfte müssen sich Interessierte Zusatzausrüstung für den Computer anschaffen – ein so genanntes Basislesegerät. Zusätzlich lassen sich auf dem Ausweis zwei digitale Fingerabdrücke speichern, außerdem über ein weiterreichendes Verfahren eine elektronische Unterschrift, genannt Qualifizierte elektronische Signatur (QES).
Über Nutzen und Sicherheit der Funktionen, die Datenschützer stark anzweifeln, gibt es im Bürgerbüro die Informationen der Bundesregierung, die für die Einsatzmöglichkeiten und den Schutz gegen Missbrauch wirbt. „Wir können nur die Hinweise weiterreichen, die wir von dort bekommen“, sagt Blandowski. „Ratschläge, wer was gebrauchen kann oder Einschätzungen, was wie sicher ist, dürfen wir nicht geben.“ Claudia Schneider, Teamleiterin des öffentlichen Bürgerbüro-Bereichs, weist auf die Pflichtbroschüre zum neuen Ausweis hin. „Die erhält jeder Antragsteller, sollte sich zu Hause damit auseinandersetzen und bei Abholung des Ausweises wissen, was er will.“ Die Abholung wird von der Pförtnerloge ins Bürgerbüro verlegt – man muss sich also noch mal anstellen. Denn die Ausweisfunktionen werden erst dabei ein- oder ausgeschaltet. Wer sie nutzen will, muss sich eine sechsstellige Geheimnummer ausdenken. Eine Kontrollmöglichkeit speziell für die Deaktivierung des Chips und damit die Auslesemöglichkeit von Daten haben Bürger selbst nicht.
Alle Funktionen lassen sich auch nachträglich einschalten – gegen Gebühr (bei der eID sechs Euro). Der neue Ausweis kostet den Bürger ohnehin rund 20 Euro mehr als der alte. Einen Ansturm auf die bisherigen Dokumente hat es aber laut Schneider noch nicht gegeben. Etwa 11 500 Personalausweise gibt das Bürgerbüro jährlich aus.