Der neue CDU-Chef könnte sich über wachsenden Rückhalt freuen - gäbe es da nicht einen, den sogar die eigenen NRW-Bürger bevorzugen.

In Nordrhein-Westfalen deutet zu Beginn dieses Super-Wahljahres alles auf eine schwarz-grüne Zukunft in Bund und perspektivisch auch im Land hin. Folgt man dem neuesten „NRW-Trend“, hat die CDU ihre Position als stärkste politische Kraft an Rhein und Ruhr betoniert. Die Grünen wiederum konnten seit 2017, als sie bei der Landtagswahl noch für Umweltbürokratie und Schulideologie abgestraft wurden, zum beispiellosen Höhenflug ansetzen. Sie sind nunmehr die links-bürgerliche Führungskraft, die vom bitteren Niedergang der SPD im einstigen „Stammland“ profitiert.

Darf Ministerpräsident Laschet nun sogar von einer Zukunft als schwarz-grüner Bundeskanzler ab September träumen? Ein Selbstläufer wird das nicht. Die Wahl zum CDU-Bundesvorsitzenden und ein weniger ungestümes Corona-Krisenmanagement im Windschatten der populären Noch-Kanzlerin Merkel haben ihm zwar in den vergangenen Monaten mehr Rückhalt in der Bevölkerung beschert. Doch drei Umstände müssten ihm zu denken geben.

Erstens: Die Zufriedenheit mit der schwarz-gelben Landesregierung bleibt weiterhin schwach, eine Regierungsmehrheit ist seit Jahren nicht mehr gemessen worden. Zweitens: Der allgemeine Frust über die wahlentscheidenden FDP-Ressorts Schule und Kita könnte auf Dauer die gesamte Landesregierung unter Druck bringen. Drittens: CSU-Chef Söder wird inzwischen sogar von den NRW-Bürgern klar als bester Kanzlerkandidat der Union gesehen.

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Ein alarmierender Befund für Laschet, dem selbst eine unglaubliche Medienpräsenz im CDU-Wettstreit und die volle Amtsautorität in der Pandemie-Bekämpfung im eigenen Land nur begrenzt helfen. Die Bürger an Rhein und Ruhr scheinen mit dem kantigen Franken Söder deutlich weniger zu fremdeln als einst mit Strauß und Stoiber. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Laschet das „doppelte K“ beherrscht: Kanzlerambitionen wahren und Kerngeschäft sauber erledigen.