Herne. „Bart-Art” präsentierte der Künstler Marco Figgen am Samstag beim Tag der offenen Tür beim Kasinoverein.

„Wo ist Marco?” Den Pinsel mit blauer Farbe in der Hand, schaut sich Denise (7) suchend auf dem Gelände des Kasinovereins Harmonie Unser Fritz um. Beim Tag der offenen Tür zum 50-jährigen Vereinsjubiläum hat sie auf einer Leinwand ihren Stofftier-Eisbären verewigt und will das Kunstwerk nun dem Bartmaler Marco Figgen zeigen. Der „Bartist”, wie sich der Künstler nennt, reinigt jedoch gerade sein Malinstrument – nein, keinen Pinsel oder Quast, sondern seinen 16 Jahre alten, 1 Meter 20 langen Bart.

Bartmaler Marco Figgen. (c) Remo Bodo Tietz
Bartmaler Marco Figgen. (c) Remo Bodo Tietz © Remo Bodo Tietz; NRZ | Remo Bodo Tietz; NRZ





Marco Figgen ist eine beeindruckende Person. 25 Jahre lang war er erfolgreich im Musikgeschäft tätig, unter anderem als Konzertorganisator, Manager und Produzent. Sein arbeitsintensives Leben lässt der Künstler jedoch als 41-Jähriger zurück: 1996 verlässt er Deutschland, reist nach Thailand, um zu seiner „ersten Liebe”, der Malerei, zurückzukehren. Dort genießt er die gewonnene Freiheit. Das, was er zum Leben braucht, verdient er als Maler am Strand. Er selbst bezeichnet seine Zeit in Thailand als Selbstfindung, in der er das Leben neu erlernt habe. „Es gibt so viele Einflüsse von Außen, Umwelteinflüsse, Alltagskram. Da muss man die Wurzeln unserer Selbst wieder neu entdecken.” In den zwölf Jahren in Südostasien ist sein Bart immer mehr zu seinem Arbeitswerkzeug geworden. „Er war sogar mal 1 Meter 50 lang, wurde aber dann reduziert, weil ich draufgetreten bin.” Mit seinem außergewöhnlichen Pinsel bringt er Kunstwerke auf die Leinwand, die er als „Naturerlebnisse” bezeichnet. „Das sind spontane Momente, weg von rationalen Konzepten. Man muss den Schwingungen folgen.”

Im vergangenen November ist Marco Figgen zurückgekehrt nach Deutschland, weil das Fernsehen über ihn berichten wollte. Weitere Medientermine folgten. Der Künstler entschloss sich, hier zu bleiben. „Thailand ist erst mal abgeschlossen.” Nun will er erst einmal in Essen bleiben, dort eine Halle mieten und ein Atelier einrichten. Neben der Bartistik wird er dort seine andere Leidenschaft, die experimentelle, mit heilender Musik unterlegte Videokunst, verfolgen. Das, was er gut kann, nämlich zu vermarkten und künstlerisch tätig sein, bringt Marco Figgen nun zusammen. Er ist Manager und Künstler in einer Person. Genaueres zu planen kommt für ihn aber nicht in Frage. „Ich leg mich da nicht fest und bleib flexibel”, sagt er. „Es gibt für mich nur einen Tag – und das ist heute.”

Eine wertvolle Erfahrung

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Beim Tag der offenen Tür des Kasinovereins dürfen sich die Besucher bei seinem Workshop selbst als Maler und Bartisten ausprobieren. Natürlich nicht mit dem eigenen, sondern mit dem Bart von Marco Figgen. Berührungsängste gibt es kaum. „Bei den Kindern eher Fürsorge”, lacht der Bartmaler. „Die fragen vorsichtig, ob mir das weh tut.” Denise findet Marco Figgen „ziemlich gut”. Erst fand sie seinen Bart aber etwas seltsam. „Der sah am Anfang komisch aus”, sagt sie. „Aber dann war er doch irgendwie sehr sehr kuschelig.”

Ähnlich geht es auch den Erwachsenen. Erika Bradler, Vorstandsmitglied des Kasinovereins, sagt: „Erst ist es komisch, den Bart von einem fremden Mann anzufassen.” Weich, aber borstig, fühle er sich an. „Es ist auf jeden Fall eine wertvolle Erfahrung”, sagt sie, die sich eigentlich nicht besonders künstlerisch findet. „Aber unter Anleitung kann man durchaus Struktur erarbeiten, auch wenn der Bart eigentlich kein Pinsel in dem Sinne ist und an der Spitze immer wegknickt.”