Altena.. Wenn es nach den meisten Schützen geht, soll in den Festzelten weiterhin geraucht werden. Genau das will aber NRW-Gesundheitsministerin Steffens verhindern: Für das kommende Jahr fordert Steffens ein absolutes Rauchverbot bei allen Brauchtumsveranstaltungen. Die Schützen sind geschlossen dagegen.
Die beiden Schützenfeste 2012 in der Burgstadt sind Geschichte – und mit ihnen wahrscheinlich auch die Zeit der Zigarette im Zelt. Zumindest, wenn es nach NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens geht: Die Grünen-Politikerin fordert für Brauchtumsveranstaltungen ein konsequentes Rauchverbot. Noch ist die letzte Zigarette im Festzelt aber nicht erloschen, denn an der SPD-Basis regt sich Widerstand gegen das geplante Nichtraucherschutzgesetz. Und Kritik an einer Gesetzesnovellierung zieht sich auch wie ein roter Faden durch die grüne Welt der Schützen.
„Im großen Zelt gibt es so viele verschiedene Düfte, da bemerkt man den Qualm überhaupt nicht“, sagt Holger Wolf, seines Zeichens Presseoffizier des Evingser Schützenvereins und Nichtraucher in Personalunion. Offenbar empfinden das die Gäste in Evingsen seit Generationen ebenso, denn Beschwerden über Rauch im Zelt habe es seines Wissens noch nie gegeben.
Nichtraucherschutz als Stimmungsbremse
Gesprochen habe man im Vorstand bislang noch nicht über die Problematik und über mögliche Alternativen für Raucher beim nächsten Fest. Von eigenen Räumlichkeiten für die Nikotinjünger hält Wolf aber ohnehin nicht viel: „Wenn die Raucher in einem Raum hinter einer Glasscheibe sitzen, halte ich das für störend – es kostet einfach Stimmung.“
„Abwarten und Tee trinken“ lautet das Motto bei der Friedrich Wilhelms Gesellschaft. „So wie man jetzt las, scheinen sich die Bestimmungen ja wieder aufzuweichen“, glaubt Hauptmann Klaus Knipping. Eine Tendenz, mit der er sich durchaus anfreunden kann: „Ich bin nicht davon begeistert, wie es ursprünglich geplant war.“
Umsatzeinbußen, wenn Raucher vor die Tür gehen?
Denn ein konsequentes Rauchverbot im Zelt würde sich seiner Ansicht auf die Feierlichkeiten auswirken: „Wahrscheinlich nehmen dann viele ihr Bier mit raus. Und ich könnte mir vorstellen, dass das auch Umsatzeinbußen mit sich bringt.“ Aber wie gesagt: Beim Altenaer Traditionsverein lässt man die Dinge auf sich zukommen – auch was mögliche Alternativen für Raucher angeht, zumal das Zelt der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft ja schon in diesem Jahr über offene Bereiche verfügte. „Wir gehen einen Schritt nach dem anderen und verfallen nicht in Panik“, sagt Knipping.
Schützenfest Altena im Festzelt
1/44
Seit 1975 feiert der BSV Kesbern sein Schützenfest in einer Halle auf dem Hegenscheid, wo seither stets tüchtig gequalmt wird. Und dabei soll es auch bleiben, wenn es nach Ingo Runtemund geht. Der stellvertretende Vorsitzende und aktuelle Schützenkönig nimmt in Sachen Rauchverbot kein Blatt vor den Mund: „Solche Regelungen machen das Fest kaputt und engen die Vereine immer stärker ein. Irgendwann wird es so sein, dass man nichts mehr darf.“ Auch Runtemund, selbst passionierter Raucher, sieht im Falle einer Gesetzesverschärfung negative Auswirkungen auf den BSV zukommen. „Die Gäste werden gesplittet: Wer raucht, steht draußen am Bierwagen. Und wenn es regnet, bleiben diese Leute dann ganz zu Hause.“
Überwachung des Verbots als Kostenpunkt
Ein Loch in der Kasse sei definitiv vorprogrammiert, zumal die Überwachung des Verbots – neben den steigenden Gema-Kosten – zusätzliche Kosten bedeuteten. „Wenn jemand im Zelt raucht, kann auch der Veranstalter zur Kasse gebeten werden. Und ein zusätzlicher Sicherheitsdienst, der die Einhaltung der Vorschriften überwacht, kostet ebenfalls zusätzlich.“
Die Hoffnung, dass sich – aus seiner Sicht – alles noch zum Guten wendet, hat Runtemund aber noch nicht aufgegeben. „Und generell frage ich mich: Warum lässt man die Menschen nicht selbst entscheiden, was gut ist und was schlecht?“
Evingsen feiert Schützenfest
1/47
Teilen sich die Gäste in zwei Lager?
Helmar Roder ist nicht nur Dahler Ortsvorsteher und Mitglied im erweiterten Vorstand des Schützenvereins Dahle, sondern auch Nichtraucher – im Gegensatz zu seiner Frau. „Doch ich finde, diese Toleranz kann man als Nichtraucher aufbringen, sowohl privat als auch gesellschaftlich.“ Und deshalb spricht er sich ebenfalls gegen Rauchverbote auf Schützenfesten aus: „Ich befürchte, dass es zu einer Teilung kommt; die Hälfte der Gäste ist draußen, die andere sitzt im Zelt.“
Es sei sogar schon mal darüber gesprochen worden, ein zusätzliches Zelt aufzustellen, das nach allen Seiten offen ist. „Aber tatsächlich ist das ja gar nicht möglich.“ Und dann fügt Roder augenzwinkernd hinzu: „Vielleicht sollten wir ja eine zweite Halle nur für Raucher bauen, damit die gesetzlichen Bestimmungen erfüllt werden.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.