Berlin..

Wer protestiert da eigentlich gegen Stuttgart 21? Diese Frage beantwortet jetzt eine Studie. Das Ergebnis: Die Demonstranten zählen mehrheitlich zur linken Mitte. Bei einer Bundestagswahl würden 80 Prozent die Grünen wählen.

Die Demonstranten gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ stammen nicht wie oft angenommen in  erster Linie aus dem konservativen Milieu. Die Protestierenden sind mehrheitlich der linken Mitte zuzuordnen, wie aus einer am Mittwoch vorgestellten Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hervorgeht. Neben dem Protest gegen den Neubau eines unterirdischen Bahnhofs treibt sie demnach vor allem der Wunsch nach mehr direkter Demokratie auf die Straße. Unter den Demonstranten gebe es zudem eine hohe Bereitschaft zu zivilem Ungehorsam.

Die WZB-Protestforscher hatten auf einer Kundgebung in Stuttgart 1500 Fragebögen an Demonstranten verteilt, um erstmals deren Motive und Einstellungen zu untersuchen. Mehr als die Hälfte beantwortete den Fragenkatalog. Als Hauptmotive für den Protest nannten die Befragten vor allem die hohen Kosten des Projekts, Demokratiedefizite bei der Projektplanung und beim Umgang mit Demonstrierenden sowie Profite auf Seiten der Banken und Baukonzerne.

Vor allem Akademiker

Parteipolitisch neigt die große Mehrheit der „Stuttgart 21“-Gegner den Grünen zu. Wären am Sonntag Wahlen, würden 80 Prozent der Befragten auf Landes- und 75 Prozent auf Bundesebene die Grünen wählen. Der Partei gaben allerdings bereits bei der vorherigen Bundestagswahl knapp 50 Prozent ihre Stimme und bei der Landtagswahl sogar mehr als 60 Prozent.

Unter den Demonstranten ist die Gruppe der Rentner mit einem Anteil von 14 Prozent kleiner als oft vermutet. Mehr als die Hälfte der Protestierenden ist zwischen 40 und 54 Jahre alt. In Stuttgart gehen zudem überwiegend Akademiker auf die Straße. Die Hälfte der Befragten hat einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss. Stark ausgeprägt ist die Bereitschaft, die Ziele auch mit Mitteln des zivilen Ungehorsams wie Besetzungen oder Blockaden zu erreichen. Dazu zeigten sich 90 Prozent der Projektgegner bereit. (afp)