Beckinghausen..
Den Archäologen und Historikern werden gerne Eigenschaften von „Jägern und Sammlern“ nachgesagt. Auf Beckinghausens Ortsheimatpfleger Klaus Schipper trifft das definitiv zu. Er ist seit langem Jäger aus Leidenschaft. Auch Sammler. Doch auf dieses Attribut würde er liebend gerne verzichten.
Denn mindestens zwei- bis dreimal im Jahr macht Schipper etwas, was anderen nicht einmal im Traum einfallen würde. Er macht den Müll anderer Menschen weg. Er sammelt ihn mühsam ein und sorgt dafür, dass er da landet, wo er hingehört. Auf die Kippe.
Das macht er nicht gerne, aber irgendjemand muss es machen. Gut, dass es immer wieder Jagdkollegen gibt, die ihn dabei unterstützen.
Dort, wo er den Unrat findet, gehört er definitiv nicht hin. Beispielsweise im Schwansbeller Wald. Schipper: „Müll ist dort ein Dauerthema. Alte Kühlschränke, Hausrat, alles quer durch die Bank“.
Kaum habe er das Zeug weggebracht, da schlagen die Nacht- und Nebelkipper wieder zu. „Die fahren mit dem Auto in den Wald, Kofferraum auf und raus. „Man wird nicht Herr drüber.“ Schipper sagt das und lächelt.
Von der Sisyphos-Arbeit lässt er sich nicht frustrieren. Er sieht es vielmehr als eine seiner Heimatpfleger-Aufgaben an. Und die mache er mit Hingabe. „Ich war schon immer geschichtlich interessiert. Bin auch gerne in der Natur.“ Als dann 2007 die Anfrage zum Ortsheimatpfleger kam, musste er nicht lange überlegen.
Auch wenn er ein „Zugereister“ ist – Schipper kam vor 25 Jahren nach Beckinghausen – , hat die Geschichte des östlichen Vororts ihm angetan. In der Gaststätte Schemmann an der Hammer Straße „da spielte sich das Leben ab“, erzählt er. Die Westfalia-Leute hätten dort nach der Schicht angehalten und ihr Bier getrunken. Der alte Saal ist abgebrochen, das Lokal längst geschlossen. Aber von außen ist die ehemalige Gaststätte dem Gebäude noch anzusehen.
Der älteste Bauernhof in Beckinghausen sei übrigens der Hof Witte gewesen, sagt Schipper. „Der alte Witte war Mitbegründer der Feuerwehr in Beckinghausen.“ Die Löschgeräte waren in der Scheune untergebracht. „Und dort, wo heute die Feuerwehr ist, war früher die Schmiede Knepper und die alte Tankstelle.“
Kenntnisse erwirbt sich ein Ortsheimatpfleger auch durch Kontakte. Man kenne ihn inzwischen in Beckinghausen, erzählt Schipper. Er werde regelmäßig eingeladen. Zur Dienstbesprechung der Feuerwehr beispielsweise.
So bekommt er mit, wenn sich im Ort was tut. Wenn alte Fotos aus Haushaltsauflösungen auftauchen oder historische Dokumente. „Dann geb ich sofort dem Stadtmuseum Bescheid.“
Die Zusammenarbeit klappe. Auch die mit dem Lippeverband. Horst Störmer hatte damals den Kontakt hergestellt, es gab Besichtigungen. „Nun weiß ich genau, wen ich anrufen muss, wenn was mit der Lippe ist“. Sie gehört zum Revier von Klaus Schipper wie der Datteln-Hamm-Kanal. Um das Ehrenmal dort, an der Kreuzstraße, kümmert er sich genauso wie um das in Schwansbell.
Dort findet auch sein nächster Einsatz statt. Müll sammeln. Weil wieder die Nacht- und Nebelkipper unterwegs waren. Klaus Schipper bleibt Jäger aus Leidenschaft und Sammler aus Not.