Unna.
Ob die Frau, die da so ruhig vorm Hellwegmuseum sitzt, nun ein Buch oder die Tageszeitung ließt, man weiß es nicht. Wahrscheinlich ist es aber Ersteres – schließlich wurde die Statue 1993 von der Buchhandlung Hornung in Auftrag gegeben.
Es war ein Geschenk des Buchhandels, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern durfte, an die Stadt. Künstler Karlheinz Oswald fertigte im Auftrag von Hornung die Skulptur, die ein Tribut ans geschriebene Wort ist.
„Meine Vorgabe war lediglich, eine Skulptur zu fertigen, die etwas mit dem Lesen zu tun hat“, erinnert Oswald sich. Den Standort für seine „Lesende“ suchte der Künstler damals ebenfalls selbst aus. Den großen Felsblock, auf dem die Skulptur zurückgelehnt sitzt, stellte er sich als eine Art Forum vor. Er hebt die Figur an und schafft gleichzeitig eine Sitzgelegenheit für Spaziergänger. Aufgrund ihrer groben Verarbeitung bleibt die Lesende geheimnisvoll. Ein bodelanges Kleid trägt sie, die Beine liegen übereinander geschlagen darunter.
Aber nicht einmal ihr Gesichtsausdruck, ob Freude oder Trauer, Skeptik oder Nachdenklichkeit, sind dem Betrachter erkennbar. Die Bronzeplastik erschließt sich nicht von selbst – das weiß auch der Künstler Karlheinz Oswald: „Ich hatte keine spezielle Interpretation der Skulptur im Kopf – die kann sich jeder selbst aussuchen.“