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Die Bienen zieht es in die Städte. Nachdem immer mehr Felder mit Mais und Ähnlichem für Biogas-Anlagen bestellt werden, fehlt den Bienen die Lebensgrundlagen. Deshalb gibt es für Imker drei Alternativen, um ihren Bienen Nektar zu bieten: Privatgärten, Stadtparks und Friedhöfe.
Einer von den Innenstadt-Imkern ist Henning Weitner. Der 32-jährige Jungimker hat vor kurzem ein Volk auf dem Südfriedhof aufgestellt, wo die Bienen nun eifrig Nektar aufstellen. Gestern zeigte er zwölf Kindern des Hellweg-Kindergartens sein spannendes Hobby. Die löcherten Weitner mit zahlreichen Fragen, wollten die Königin sehen und ekelten sich ein wenig davor, dass im Honig Bienenspucke ist. Aber trotz der „Iiiiiiihs“ griffen die Kinder nachher kräftig zu, als Weitner ihnen eine Kostprobe gab.
Bienen rempeln gerne mal
Angst müssen die Kinder nicht haben. „Natürlich wirst du mal angerempelt, wenn du im Weg stehst, aber die Bienen sind alle friedlich“, sagt er. Eines der Zuchtkriterien sei die Sanftmütigkeit. „Größere Kinder dürfen sie sogar anfassen, ohne dass etwas passiert.“ „Für die Biene ist es der letzte Ausweg zuzustechen“, sagt Henning Weitner. Und auch der ultimative, stirbt die Biene doch beim Zustechen. Es gelten bei Bienen ganz einfache Regeln: nicht hauen, nicht quetschen.
Mit seinen sanftmütigen Bienen hat er auch seine Nachbarn überzeugt, als er sein erstes Bienenvolk noch auf dem heimischen Balkon in Friedhofsnähe aufgestellt hat. „Als ich das erste Mal gefragt habe, waren alle aufgeschlossen“, erzählt Weitner. Deshalb stellte er gleich zwei Bienenstöcke auf seinen Balkon in der zweiten Etage. Aber weil an guten Tagen gerne 1000 Bienen über seinem Balkon fliegen, kann es enorm laut rund um den Balkon summen. Aber die Lautstärke ist nicht so störend, dass Weitner seine Nachbarn nicht mit einem Glas Honig aus der eigenen Umgebung besänftigen könnte.
Der Jungimker erhielt zu Saisonbeginn 2011 sein erstes Volk von einem Imker aus Afferde. Sein Schwiegervater brachte ihn zum Hobby. „Aber er wohnt zu weit weg“, sagt Weitner. Trotzdem begann Weitner mit der Imkerei. „Das ist ein gesunder Ausgleich zu meinem Bürojob.“ Er beschreibt die Imkerei als konzentrierte Entspannung.
Nun verließ das erste Volk den heimischen Balkon. „Die Friedhofsverwaltung war total begeistert, als ich angefragt habe“, sagt Weitner. Als Gegenleistung stellt er nun den Kindern das Leben der Bienen vor. „Das passt schon“, ist er glücklich.
Nektar ohne Gifte
Was besseres als einen Bienenstock in einem Wohngebiet stehen zu haben, können sich die Bienen kaum vorstellen. Denn: „Gartenbesitzer pflanzen gerne viel Blühendes“, sagt Weitner. Dazu gibt es keine Monokulturen und die Privatgärtner verzichten auf Giftstoffe. Auch auf den Friedhöfen ist eine blühende Vielfalt geboten.
Nachdem im vergangenen Winter — wohl auch durch die Schwächung der Varoa-Milbe – ein Volk ausstarb, ist Weitner gerade dabei, aus seinem verbliebenen Volk insgesamt vier zu machen. Als Anfänger schätzt er, dass er zehn bis 20 Stunden zur Zucht raucht. „Und das ist deutlich intensiver, als die Zeit, die ein gewerbsmäßiger Imker braucht.“