Gorleben..

Der Castor-Transport hat das Zwischenlager in Gorleben erreicht. Bis kurz vor der Abfahrt des Konvois in Dannenberg beseitigte die Polizei Blockaden von Atomkraftgegnern. Vor dem Zwischenlager räumte sie bis zu 4000 Menschen von der Straße.

Rund 91 Stunden nach seiner Abfahrt in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague hat der Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll am Dienstag das Zwischenlager Gorleben erreicht. Gegen 9.47 Uhr traf der von starken Polizeikräften gesicherte Lkw-Konvoi mit den elf Atommüllbehältern im Zwischenlager im niedersächsischen Wendland ein. Damit hat der Transport hochradioaktiven Atommülls 13 Stunden länger gedauert als der bisherige Rekord aus dem Jahr 2008.

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Der Castor-Konvoi brauchte für die letzten 20 Kilometer vom Verladebahnhof Dannenberg bis ins Zwischenlager Gorleben mit den elf Tiefladern nur rund 80 Minuten - weitaus weniger Zeit als sonst auf der letzten Etappe üblich. Die während der vergangenen Jahre harten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Atomkraftgegnern auf diesem Schlussstück waren diesmal weniger ausgeprägt.

Ein Tag Verspätung

Atomkraftgegner hatten die Reise der Castoren durch massive Blockaden auf Bahngleisen und Straßen zuvor erheblich verzögert. Mit einer Gesamtdauer von beinahe vier Tagen war der elfte Castor-Transport von La Hague nach Gorleben der bislang längste überhaupt. Der Zug war am Freitagnachmittag in La Hague gestartet und am Montag mit rund einem Tag Verspätung in Dannenberg rund 20 Kilometer westlich von Gorleben eingetroffen. Dort wurden die Behälter für den Straßentransport in das dortige Atommüll-Zwischenlager auf Tieflader umgeladen.

Bis kurz vor der Abfahrt der Castoren in Dannenberg hatte die Polizei auf der Strecke Blockaden von Atomkraftgegnern beseitigt. Vor dem Zwischenlager in Gorleben räumte sie bis zu 4000 Menschen von der Straße, die dort teilweise 45 Stunden lang in einem Sitzstreik ausgeharrt hatten. Direkt vor der Ausfahrt der Verladestation in Dannenberg entfernten die Beamten einen Lastwagen, in dem sich zwei Greenpeace-Aktivisten fest in einem Betonblock verankert hatten.

Blockade vor Zwischenlager Gorleben geräumt

Gegen 7.30 Uhr hatte die Polizei die Räumung der Zufahrtsstraße zum Zwischenlager in Gorleben beendet. Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood, die sich an Seilen über die Zufahrtsstraße gehängt hatten, wurden nach dreieinhalb Stunden gegen 7.30 Uhr von der Polizei heruntergeholt.

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Gegen 3.30 Uhr hatte die Polizei mit der Räumung begonnen. Sie trug die Blockierer einzeln fort, angesichts mehrerer tausend Menschen kam sie aber nur langsam voran. Zuvor waren frische Einsatzkräfte vor Ort gebracht worden. Zu Beginn verließen einige Demonstranten freiwillig die Blockade, der Großteil musste aber weggetragen und hinter eine Absperrung gebracht werden. Zwischenfälle gab es nicht. Die Polizei sprach von 2500 bis 3000 Castor-Gegnern, die vor dem Zwischenlager in der Nacht ausharrten. Die Protestinitiative X-tausendmalquer zählte dagegen mehr als 4000 Demonstranten.

Friedliche Atmosphäre

Beide Seiten betonten, die Atmosphäre sei friedlich. Über Lautsprecher wurden die Polizisten von den Protestorganisatoren für den Umgang mit dem Demonstranten gelobt: „Das ist super, wie ihr das macht.“

Immer wieder sangen die Demonstranten „Wir wollen keine Atomkraftwerke in diesem Land, auf die Barrikaden, leistet Widerstand.“ Einige Protestteilnehmer trugen „Gorleben 21“-Schilder - offenbar in Anlehnung an die Dauerproteste gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21. Umweltschützer von Robin Wood versuchten ein weiteres Hindernis für die Durchfahrt des Transports zu errichten, indem sie sich von Bäumen entlang der Strecke abseilten.

Einbetonierte Greenpeace-Aktivisten aus Blockade-Laster geholt

Probleme auf der knapp 20 Kilometer langen Strecke zwischen dem Verladebahnhof Dannenberg und Gorleben bereitete der Polizei am Morgen weiter ein quergestellter Lkw der Umweltschutzorganisation Greenpeace. In ihm hatten sich Aktivisten so angekettet, dass das Fahrzeug nicht entfernt werden kann, ohne die Atomkraftgegner zu verletzen. Bis 6.15 Uhr waren die Greenpeace-Anhänger mit Hilfe von Presslufthämmern und Trennschleifern aus dem Beton gelöst. Bereits eine Stunde zuvor hatten Polizisten die ersten der ursprünglich fünf Aktivisten der Umweltorganisation aus dem acht Meter langen umgebauten Brauereifahrzeug geholt.

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Auf der Straßenkreuzung vor dem Verladebahnhof in Dannenberg hatten Greenpeace-Aktivisten seit etwa 19 Uhr am Montagabend die Abfahrt der Tieflader mit den elf Atommüll-Behältern verhindert. Ein Mann und eine Frau waren laut Greenpeace in einer Metall-Beton-Konstruktion so befestigt, dass die Polizei den Lkw nicht fortbewegen könne, ohne sie zu verletzen.

Bislang größte Sitzblockade auf Schienen

Am Montagmittag hatte der durch Gleisblockaden immer wieder aufgehaltene Zug mit den Castor-Behältern aus Frankreich mit fast einem Tag Verspätung die Verladestation in Dannenberg erreicht. Die Behälter mit Rückständen aus der Wiederaufarbeitung deutscher Reaktorbrennstäbe wurden bis zum Abend auf Lkw umgeladen, um das letzte Stück bis nach Gorleben über die Straße zu bewältigen.

Bereits der Widerstand gegen den Schienentransport der Castoren zur Verladestation Dannenberg hatte Rekorde gebrochen. Mit einer Beteiligung von zeitweise bis zu 5.000 Besetzern gab es nach Angaben des Sprechers der Initiative „ausgestrahlt“, Jochen Stay, die bislang größte Sitzblockade auf Schienen bei einem Atommülltransport ins niedersächsische Gorleben. Insgesamt sei der Streckenabschnitt westlich von Hitzacker zudem rund 20 Stunden besetzt gewesen, ebenfalls ein Rekord.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) lehnte eine Beteiligung der Atomindustrie an den Kosten für den Polizeieinsatz bei den Castor-Transporten ab. „Wir haben Kernenergie in der Vergangenheit genutzt und diese Folgen müssen wir heute tragen. Dafür zahlen wir Steuern“, sagte Röttgen in der ARD-Talksendung „Beckmann“ am Montagabend. Nach Medienberichten dürfte der Transport ins Zwischenlager Gorleben allein das Land Niedersachsen mindestens 20 Millionen Euro kosten. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hatte vergangene Woche gefordert, die Atomkonzerne an den Kosten zu beteiligen. (afp/dapd/rtr)