Jakarta. Wieder erschüttern blutige Anschläge Indonesien. Zwei Bomben explodierten am Freitag in Luxushotels. Das Ganze könnte mit dem Spiel von Manchester United gegen das Team Indonesien zusammenhängen. Die WAZ-Mediengruppe sprach mit Rainer Heufers, Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung vor Ort.
Herr Heufers, wer ist der Urheber des Terrors in Jakarta?
Rainer Heufers: Im Moment kursieren die unterschiedlichsten Gerüchte. Eine dieser Thesen ist, dass die Anschläge im Zusammenhang mit einem Spiel von Manchester United gegen das Team Indonesien stehen könnten. Die Anreise des ManU Teams ist für morgen geplant. ManU sollte im Ritz Carlton wohnen, die indonesischen Spieler im Marriott Hotel. Der Organisator der Begegnung hatte übrigens im Wahlkampf den Präsidenten unterstützt.
In Indonesien gab es in der Vergangenheit zahlreiche Attentate islamistischer Terroristen.
Keine Chance für Extremisten
Die islamistische Vereinigung Jemaah Islamiah, die möglicherweise hinter den Anschlägen auf zwei Luxushotels in Jakarta steckt, hat nach Einschätzung der münsterschen Wissenschaftlerin Simone Sinn keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Die gewaltsame Durchsetzung religiöser Vorstellungen werde von der breiten Mehrheit der Indonesier abgelehnt, erklärt die evangelische Theologin. In Indonesien leben fast 200 Millionen Muslime, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Die Parlamentswahlen im Mai hätten gezeigt, dass die Mehrheit der indonesischen Bevölkerung demokratischen Parteien vor islamistischen den Vorzug gebe. Gerade weil Religion ein wichtiger Faktor im öffentlichen Leben dieses Landes sei, dürfe man ihre Rolle für die Entwicklung der Demokratie nicht unterschätzen. Eine breite gesellschaftliche Debatte haben laut Simone Sinn Initiativen ausgelöst, in einigen Regionen islamisches Recht, die Scharia, einzuführen. Dabei habe sich gezeigt, dass es in Indonesien eine lebendige Zivilgesellschaft und reformorientierte muslimische Organisationen gebe, die eine kritische Auseinandersetzung mit islamistischen Kräften nicht scheuten.
Heufers: Es gibt natürlich gewaltbereite islamistische Terroristen in Indonesien. Vor wenigen Monaten wurden Attentäter hingerichtet, die für die Anschäge auf Bali 2002 und für den Bombenanschlag auf das Marriott verantwortlich waren. Erst vor wenigen Tagen wurde ein mutmaßlicher Terrorist verhaftet, der Bauteile für Bomben und fanatische religiöse Texte bei sich hatte. Es gibt solche Gruppen im Land, die sich mit Separatisten Im Süden der Philippinen und in Thailand zusammentun. Die Regierung von Präsident Susilo Bambang Yudhoyno hat vielen Terroristen das Handwerk gelegt und nicht zuletzt deshalb die Wahl am 8. Juli so souverän gewonnen.
Ist der Ex-General Prabowo ein potenzieller Bombenleger?
Heufers: Ex-General Prabowo ist bestimmt kein Unschuldslamm. Man bringt ihn in Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen in Ost-Timor und Aceh. Er soll noch in den letzten Tagen der Suharto-Diktatur dafür gesorgt haben, dass oppositionelle Studenten ins Gefängnis kamen. Aber ich kann mit nicht vorstellen, dass er zu solch extremen Methoden greifen würde. Prabowo war jüngst immerhin Vize-Präsidentschaftskandidat, er bastelt an seiner Karriere und ist ein intelligenter Mann.
Für welche Politik stehen Regierung und Opposition?
Heufers: Der Präsident hat das Land auch in der Finanzkrise stabilisiert, die Korruption bekämpft und Indonesiens Wirtschaft nach außen geöffnet. Die Oppositioon setzte im Wahlkampf eher auf eine populistische und nationalistische Politik des kleinen Mannes.
Ist Indonesien nun in seinen Grundfesten erschüttert?
Heufers: Die Anschläge dürften keine Staatskrise auslösen. Wir haben hier inzwischen die dritten demokratischen Wahlen gehabt, und die sind sehr ruhig und friedlich verlaufen. Wir können davon ausgehen, dass der Tourismus von den Anschlägen beeinträchtigt wird. Das ist eine Branche, auf der in Indonesien viele Hoffnungen ruhen.
- Steckt hinter den Anschlägen das indonesische Militär? Wer legte die Bomben?