Essen/Teheran. Daniel Bernbeck kennt den Iran. Als Jugendlicher erlebte er die Revolution gegen das Schah-Regime mit. Heute ist er Chef der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer und fühlt sich an die 70-er Jahre erinnert. Er erzählt, wie seine Mitarbeiter in Teheran um ihr Leben fürchten.
Die Unruhen in Iran erinnern Daniel Bernbeck, den Chef der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer, an die Islamische Revolution Ende der 70-er Jahre. Auch damals hätten Tausende Demonstranten auf den Dächern und Balkonen gestanden und „Gott ist groß” gerufen. „Das heute erneut zu sehen, hat für mich etwas Gespenstisches und Anrührendes. Ich habe diese Revolution als Jugendlicher in Teheran erlebt und überlebt”, sagt Bernbeck.
Seine Mitarbeiter im Deutschen Haus in Teheran fürchten in diesen Tagen um ihre Gesundheit und ihr Leben. „Sie verlegen ihre Arbeitszeit auf Stunden, in denen es auf der Straße relativ ruhig ist. Wir sind hier mitten im Geschehen”, an einer Verkehrsachse, auf der immer wieder demonstriert wird. Die Proteste haben seit Sonntag immer mehr zugenommen.”
Im Iran sind Verschwörungstheorien sehr populär
Die regulären Ordnungskräfte seien zwar sehr zurückhaltend geworden, erzählt Bernbeck am Telefon. „Sie lassen viel durchgehen. Allerdings gibt es schwarz gekleidete Milizionäre, irreguläre Kampftruppen, die auf Demonstranten und Zuschauer einprügeln, wenn sich diese nicht schnell genug von der Szenerie entfernen.” Die Universitäten als typische Orte des Widerstands seien weiter geschlossen, obwohl dort gerade Prüfungszeit sei. Die größte Universität in Teheran diene den Demonstranten gleichwohl noch als Treffpunkt.
Auf die Frage, ob es sich in Iran tatsächlich um Wahlfälschung gehandelt habe, antwortet Bernbeck: „Im Iran sind Verschwörungstheorien sehr populär. Es ist fast schon nornal, dass ein Wahlverlierer die Ansicht verbreitet, man habe ihn betrogen. In diesem Fall ist das allerdings ein bisschen anders. Diese Wahl hat ,Geschmäckle'. Das Wahlergebnis kam überraschend früh, schon um sechs Uhr morgens. Es wurden keine Zahlen für einzelne Landkreise oder Städte veröffentlicht. Es gab auch keine Hochrechnungen, sondern sofort ein Endergebnis. Sogar in den Hochburgen der Opposition soll Ahmadinedschad mit gleichem Vorsprung gewonnen haben wie andernorts. Außerdem hat der Oberste Geistliche, Ayatollah Chamenei, das Ergebnis verkündet, ohne das vorherige Wort des Wächterrates abzuwarten.”