Die Kenner Peter Brune, Bianka Janz und Meike Bossmann vom Schloss Anholt geben Tipps für die private Weinwahl.

D
as frisch gemähte Gras im Garten duftet nach Frühling. Das Werk ist vollbracht. Jetzt ließe sich bei herrlichem Wetter auf der Terrasse ein Weinchen genießen. Aber welchen?

Peter Brune, Betreiber des Parkhotels Schloss Anholt und anerkannter Gastronom in der Region, fällt die Wahl eines guten Tropfens nicht schwer. „Hier auf der Schlossterrasse würde ich einen feinherben Riesling anbieten“, sagt er. Aus Graach an der Mosel, in der Lage Himmelreich, Jahrgang 2010, vom Weingut Wegeler. „Der ist süß-fruchtig, nicht zu kräftig. Er macht am helllichten Tag nicht müde und weckt durch die frischen Aromen Lust auf ein zweites Glas“, begründet der Chef, der das Hotel gemeinsam mit seinem Bruder Jörg führt.

Die richtige Weinauswahl – das ist ein schier endloses Feld. Peter Brune und die beiden Leiterinnen des Schloss-Restaurants „Wasserpavillon“, Meike Bossmann und Bianka Janz, geben den NRZ-Lesern grundlegende Tipps, was der Laie beim Weinkauf beachten sollte.




Die Geschmacksrichtun
g

In Deutschland wird unterschieden zwischen „fruchtig“ (18 Gramm unvergorenen Zucker pro Liter; auch als „lieblich“ bezeichnet), „halbtrocken“ (9 bis 18 g/l) oder „feinherb“ (10 bis 20 g/l) sowie „trocken“ (maximal 9 g/l). „Wenn nicht trocken, feinherb oder halbtrocken auf dem Etikett vermerkt ist, so ist der Wein fruchtig“, sagt Peter Brune.

„Das ist natürlich Geschmackssache, aber zu den meisten Speisen passen trockene Weine besser“, ergänzt Bianka Janz. Am Nachmittag (wie oben beschrieben) oder als Aperitif sei ein feinherber Wein angenehm. Fruchtige Tropfen können als süße Steigerung verzehrt werden. Der Wechsel der Geschmacksrichtungen sollte jedenfalls nicht zu krass sein.


Bianka Janz (li.) und Meike Bossmann kennen sich aus.
Bianka Janz (li.) und Meike Bossmann kennen sich aus. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool








Die Qualität

Grob ist von
unten nach oben zwischen Tafel-, Land-, Qualitäts- und Prädikatswein zu unterscheiden. Feinschmecker wie Brune greifen zu Qualitäts- oder Prädikatsweinen. In diesem Fall steht auf dem Etikett eine A.P.-Nummer – sonst nicht. „Eine gute Weinqualität bedeutet aber nicht, dass es jedem schmeckt“, erinnert Bossmann. Und: „Auch beim Discounter gibt’s mal Qualitätsweine.“




Die Rebsort
e

„Die typische Geschmacksrichtung der Sorte spielt einfach die Hauptrolle. Jahrgang und Erzeuger sind untergeordnet.“ Ob Merlot, Syrah, Chardonnay oder Pinot Blanc – auch hier ist es eine Frage des Gusto.




Das Alte
r

Prinzipiell sind für Weißweine jüngere Jahrgänge zu empfehlen, aber je nach Sorte gibt es bei den Jahrgängen und der Qualität der jeweiligen Ernte Unterschiede. Im Internet geben etliche Seiten Hinweise, welcher Jahrgang bei welchem Wein gut oder schlecht ist.




Die Herkunft/Die Lag
e

„Riesling ist nicht gleich Riesling“, betont Meike Bossmann. Wo der Wein herkommt, ist dabei mitentscheidend. Hier muss man sich allerdings tiefgreifender informieren oder vom Fachhändler beraten lassen, um zu wissen, welche Anbaugebiete zu empfehlen sind. In Deutschland gibt’s 13 Anbaugebiete für Qualitätsweine. „Bei ausländischen Weinen steht in der Regel weniger auf dem Etikett“, erklärt Bossmann. Ein Plädoyer für deutsche Produkte.

Wein sollte bei gleichmäßiger Temperatur gelagert werden.
Wein sollte bei gleichmäßiger Temperatur gelagert werden. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool










Der Alkoholgehal
t

Starke Weine mit einem Gehalt von ca. 13 Prozent passen eher zum Essen. Leichte Weine von zehn oder bei fruchtigen Sorten auch acht Prozent schmecken hingegen auf der bereits erwähnten Terrasse.




Die Trinktemperatu
r

Dass man Weißwein kühler trinkt als roten, ist vielen bekannt. „Aber nicht zu kalt“, warnt Janz. Ist der Tropfen zu kalt, gingen die Geschmacksnuancen verloren. Das wäre schade. Je nach Sorte sollte man sich Empfehlungen einholen. Die weit verbreitete „Raumtemperatur“ bei Rotweinen kann zu Missverständnissen führen. Denn diese ist ja abhängig von der Jahreszeit. Klassischer Weise schmecken Bordeaux, Burgund und andere Rotweine dieser Art bei 18 bis 19 Grad am besten. Trockener Weißwein zwischen sieben und zehn Grad.




Die Lagerun
g

Entsprechend der richtigen Trinktemperatur sollte der Wein ein paar Grad niedriger gelagert werden. Außerdem sollte der Wein bei gleichgleichbleibender Temperatur lagern. Klar: In der Sonne hat Wein nichts verloren.




Die Trinkweis
e

Auf Weingläser sollte nicht verzichtet werden. Gerade die bauchigen Rotweingläser sind für die Entwicklung des Weins im Glas wichtig: „Das sind Welten!", betont Janz. Vor Verzehr das Getränk im Glas „atmen lassen“.

Außerdem steht der Erzeuger auf dem Etikett. Hat der Winzer für sein Erzeugnis eine Auszeichnung erhalten, wird darauf auch gerne verwiesen. Ein Qualitätsmerkmal!

Die Weinkenner sind sich einig: Nur wer probiert, findet seine Lieblingsweine.

Literatur: „Der kleine Johnson“

Peter Brune empfiehlt Interessierten, die den Weingenuss vertiefen wollen, den Weinführer „Der kleine Johnson“: „Das ist wirklich das Standardwerk mit guten Tipps. Etwa welcher Wein zu welchen Speisen passt oder welche Jahrgänge zu empfehlen sind.“ Das Buch erscheint jährlich. Die 2012er Ausgabe kostet 19,90 Euro; ISBN 978-3-8338-2300-8.