Hollywood – hier können Träume wahr werden oder zerplatzen. Manchmal sogar zur gleichen Zeit, was uns Billy Wilder mit einem unsentimentalen Schwanengesang auf die Stummfilm-Ära vor Augen führt.
In einem Haus auf dem Boulevard der Dämmerung (So., 20.45 Uhr, Arte), zwischen abgewetzten Seidentapeten, Samtvorhängen und Plüschmöbeln, gibt sich ein Relikt aus der cineastischen Antike dem Realitätsverlust hin: Norma Desmond, einst ein großer Kinostar (wie ihre Darstellerin Gloria Swanson), nimmt in der Fantasie noch immer „huldvoll die Ovationen eines Publikums entgegen, das sie längst vergessen hatte”. So beschreibt es der Erzähler. Der meldet sich, und das ist Wilders makaberster Einfall, aus dem Jenseits zu Wort.
Der bitterste Hollywood-Film über Hollywood
Die gespenstische Abrechnung mit der Traumfabrik ist der vielleicht bitterste Hollywood-Film über Hollywood selbst. 1950 hat Wilder diese Satire inszeniert und dabei kunstvoll mit den Ebenen der Fiktion und Wirklichkeit gespielt. Was auch an der Besetzungsliste abzulesen ist, die zahllose Querverweise ermöglicht: Regisseur Cecil B. DeMille („Die Zehn Gebote”), Hollywoods erste Klatschreporterin Hedda Hopper und Slapstick-Ikone Buster Keaton (er bleibt natürlich stumm) spielen sich selbst.
Sein Meisterstück fabrizierte Wilder jedoch mit der kuriosen Schlusswendung: Die Diva kommt zu ihrem lang ersehnten finalen Großauftritt – allerdings nicht ganz so wie erhofft. Das ist nur einer dieser Träume, die wahr werden und doch zerplatzen.