Das, was Ines Voitle in diesen Tagen im August 1988 erleben musste, verfolgt sie bis heute. Es hat Jahre gedauert, schlaflose Nächte und eine lange Therapie, bis sie ein halbwegs normales Leben führen konnte.
Spring raus, Ines! hatte Silke Bischoff damals gerufen, als das SEK, das Spezialeinsatzkommando, das Auto der Geiselnehmer auf der A3 rammte. Spring raus! Silke Bischoff, die 18-Jährige, hat in diesem Moment schon die Pistole Hans-Jürgen Rösners am Kopf. Sekunden später fällt der für sie tödliche Schuss. Ines Voitle überlebt, hätte ohne den Ausruf der Freundin nie den Sprung gewagt. Das, was sie in diesen Tagen im August 1988 erleben musste, verfolgt sie bis heute. Es hat Jahre gedauert, schlaflose Nächte und eine lange Therapie, bis Ines Voitle ein halbwegs normales Leben führen konnte.
So wie auch Tatiana di Georgi. Sie war neun Jahre, sah, wie ihr Bruder Emanuele auf der Raststätte Grundbergsee von Degowski erschossen wurde. Ein 15-Jähriger, der seine Schwester schützte. Das sind nur vier der Opfer des Gladbecker Geiseldramas. Die Schicksale manch anderer kann man nur erahnen, weil sie nie die Öffentlichkeit suchten.
Doch man kann sicher sein, eine solche Last lässt sich nie abschütteln. Unbewältigt ist sie geeignet, ein Leben zu zerstören. Tatiana di Georgi ist inzwischen Mutter, es heißt, sie habe wieder zu lachen gelernt. Das kann man auch für alle anderen Opfer nur hoffen.