Studie: Geschlechterspezifische Anforderungen an Beschäftigte sorgen für Stress. Wenig psychische Aufarbeitung in den Betrieben

Zieht ein Mann einen Anzug an, wird ihm eine leitende Funktion zugetraut. Kommt eine Frau mit Jackett daher, wird das als arrogant gedeutet. Solche Vorurteile bereiten Frauen Probleme im Berufsleben. Zu diesem Ergebnis kommt ein von der Hans-Böckler-Stiftung und der Gewerkschaft Verdi gefördertes Forschungsprojekt. „An Männer und Frauen werden im Job geschlechterspezifische Anforderungen gestellt und bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen erwartet”, sagt Sonja Nielbock von der Organisationsberatung Sujet, die Daten für die Studie erhob. „Damit umzugehen, löst bei den Beschäftigten Stress aus.”

Unterschiedliche Bewertung

Vor allem stereotype Vorstellungen beeinflussen, was von Männern oder Frauen im Job erwartet und abverlangt wird. „Wenn die Geschlechter im Beruf das Gleiche tun, wird es unterschiedlich bewertet”, erklärt Nielbock. Klischees existieren noch immer, obwohl die Realität häufig anders aussieht.

Auch Frauen arbeiten Vollzeit. Trotzdem gelten sie eher als redselig und entscheidungsunfreudig. Männer hingegen schlüpfen in die Rolle des Einzelkämpfers, einer oft positiv bewerteten Eigenschaft.

Handlungshilfen für Personalräte in Vorbereitung

„Die Anforderungen, die eher an Frauen gerichtet sind, werden geringer bewertet als die, die an Männer gerichtet sind”, sagt Nielbock. So bewerte man die vermeintlich männliche Fachkompetenz höher als soziale Kompetenz. „Freundlich oder präsent zu sein wird zwar den Frauen zugeschrieben, aber als Beiwerk abgetan.” Gleichzeitig passiere es Frauen öfter, dass Kunden sie nach einem kompetenten Kollegen fragen.

Noch steckt die Bearbeitung psychischer Belastungen in Firmen in den Kinderschuhen. In Vorbereitung: Handlungshilfen für Personalräte zum Umgang mit geschlechterspezifischem Stress.