Bergkamen..

„Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Dieser oft bemühte Satz war nach dem 1. Mai 1991 in Bergkamen oft zu hören. Das Bergwerk Monopol spielte in den Zukunftsplänen der RAG unter dem Druck dahin schmelzender Kohlesubventionen offensichtlich keine Rolle mehr. Bei den Bergleuten, aber auch unter den Bürgern der Stadt und in der Politik formierte sich der Widerstand gegen die drohende Zechenschließung.

Die Monopol-Kumpel, später auch mit tatkräftiger Unterstützung des Haus Adener, nutzten jede sich bietende Chance, auf ihre dramatische Lage aufmerksam zu machen. Die spektakulärste Aktion war die Verbrennung einer Möllemann-Puppe, die bundesweit in den Medien Wellen schlug.

Unterstützung erhielten die Kumpel natürlich von der Kamener und Bergkamener Politik. Am 6. Juni verabschiedeten die Räte beider Städte eine gemeinsame Resolution für den Erhalt des gesamten deutschen Steinkohlenbergbaus. „Die Angst geht um“, so Kamens Bürgermeister Werner Berg.

Wenige Tage darauf fand im großen Ratssaal die Gründungsversammlung der Bergkamener Initiative für den Erhalt des Bergbaus statt. Auch sie hatte von Anfang an ein klares Feindbild: „Möllemann ist der Saddam Hussein des deutschen Steinkohlenbergbaus“, war auf einem der Transparente zu lesen gewesen.

Wirksame Protestaktion

Die bis dahin öffentlichkeitswirksamste Aktion mit kräftigem Rauschen durch den deutschen Blätterwald gab es am 7. Juni 1991 während eines Streiks der Frühschicht auf Haus Aden. Eine Möllemann-Strohpuppe ging in hellen Flammen auf.

Betriebsratsvorsitzender Hermann Blatnik (r.) und Willi Null vor der Möllemann-Puppe, die kurz darauf in Flammen aufgung.
Betriebsratsvorsitzender Hermann Blatnik (r.) und Willi Null vor der Möllemann-Puppe, die kurz darauf in Flammen aufgung. © BONKE, Ulrich | BONKE, Ulrich

Über 1000 Bergleute und deren Familien beteiligten sich am ökumenischen Gottesdienst auf der Berghalde „Großes Holz“ am 20. Juni als Zeichen ihrer Solidarität. Wichtigste Botschaft dieses Gottesdienstes unter dem Motto „Arbeit ist unser täglich Brot“ war für die Bergleute: Sowohl der ev. Kirchenkreis Unna als auch das Dekanat Unna stehen fest an ihrer Seite. Fast gleichlautend forderten Superintendent Heinrich Meier und stellvertretender Dekan Ulf Doppelfeld die politisch Verantwortlichen auf, bei den anstehenden Entscheidungen die Menschen hier vor Ort in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu stellen.

Am 21. Juni fuhr dann eine kleine Schar von Monopolern nochmals nach Düsseldorf. Gegen 2 Uhr kippten sie vor der FDP-Geschäftsstelle fünf Tonnen Koks ab. Auf die Spitze dieses Kokshaufens setzten sie ein Kreuz, auf dem der Name Möllemann zu lesen war.

Besuch vom Hans-Jochen Vogel, dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, erhielt Monopol am 3. Juli. Er versprach während einer Kundgebung auf dem Zechenparkplatz an der Erich-Ollenhauer-Straße mit 2000 Teilnehmern, sich wie damals Herbert Wehner in den 70er Jahren für den Erhalt der Monopol-Arbeitsplätze einzusetzen.

Das Zentrum der weiteren Aktionen lag am 13. und 14. Juli in Dortmund. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann war prominenter Gast in einer Meisterfreisprechung der IHK in der Westfalenhalle. Dort prasselten auf ihn aus den Reihen von rund 1000 Bergleuten massenweise Eier. Nach der Veranstaltung entschuldigte sich Betriebsratsvorsitzender Manfred Wiedemann beim Minister und betonte, dass die Wut und Empörung der Bergleute verständlich sei.

Wenige Tage vor dem Beschluss des RAG-Vorstands, aus Haus Aden und Monopol ein Verbundbergwerk zu machen, kam es am 30. Oktober 1991 noch einmal zu einer spektakulären Aktion. Bergleute sperrten mit Stahlseilen im Bereich Oberaden/Heil den Datteln-Hamm-Kanal als Protest gegen die Verstromung von Importkohle in den Kraftwerken Bergkamen und Werne-Stockum.