Essen. Es waren einmal zwei Brüder, die hießen Jacob und Wilhelm Grimm. Vor 200 Jahren veröffentlichten sie den ersten Band ihrer Märchensammlung “Kinder- und Hausmärchen“. Der war jedoch noch sehr wissenschaftlich geschrieben und wurde kaum gelesen. Heute sind die Märchen weltweit bekannt.

Hänsel und Gretel, Frau Holle oder Aschenputtel: Diese Geschichten stammen von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm. Am Donnerstag wird besonders an die beiden Männer gedacht. Denn vor 200 Jahren erschien der erste Band ihrer Märchensammlung. Bis heute lesen Kinder und Eltern begeistert die Erzählungen über den gestiefelten Kater, den Froschkönig, Dornröschen, Rapunzel, die Bremer Stadtmusikanten oder Schneewittchen und die sieben Zwerge.

Der erste Band der Märchenreihe erschien am 20. Dezember 1812 und hieß "Kinder- und Hausmärchen". Die Brüder Grimm haben sich diese Geschichten nicht selbst ausgedacht, sondern sie haben sie gesammelt. Die Märchen sind also viel älter als 200 Jahre. Sie wurden bis dahin aber meistens einfach nur erzählt. Jacob und Wilhelm Grimm schrieben sie auf. Sie ließen sich die Märchen von verschiedenen Leuten vortragen. Die wichtigste Erzählerin war eine Frau aus einem Ort, der heute zu Kassel im Bundesland Hessen gehört. Sie hieß Dorothea Viehmann.

Einige der Geschichten waren zu brutal

In anderen Ländern gab es bereits auch schon Märchensammlungen auf Papier. In Frankreich beispielsweise hatte ein Mann namens Charles Perrault bereits 115 Jahre vor den Brüdern Grimm eine Sammlung von Märchen herausgebracht. Bekannte Geschichten wie Aschenputtel, Dornröschen, Rotkäppchen und der gestiefelte Kater stammen aus dieser französischen Sammlung. Jacob und Wilhelm Grimm kannten die Märchen aus anderen Ländern und nahmen sie auf.

Die Brüder Grimm notierten die Erzählungen nicht wortwörtlich. Sie veränderten die Sprache der Geschichten. Denn manche Märchen kamen den beiden Brüdern zu grausam vor, um sie Kindern zuzumuten. Im französischen Buch wird zum Beispiel Rotkäppchen vom Wolf einfach gefressen. In den Grimmschen Märchen landet Rotkäppchen zwar im Magen des Wolfes, überlebt aber und wird am Ende lebendig aus dem Bauch des Tieres befreit.

Am Ende gewinnt das Gute

Doch was unterscheidet Märchen eigentlich von anderen Geschichten? Ort und Zeit sind oft nicht genau genannt. "Es war einmal..." heißt es häufig. Es wird nicht gesagt, wann die Geschichte passiert sein soll. Außerdem ist in Märchen alles möglich: Da sprechen Tiere wie in "Der Wolf und die sieben Geißlein", ein Tisch deckt sich selbst mit köstlichen Speisen, und ein Esel spuckt Goldmünzen. Außerdem sind Hexen und Zauberwesen   typisch für Märchen. Gute und böse Menschen sind leicht auseinanderzuhalten. Und am Ende gewinnt fast immer das Gute.

Die Brüder Grimm waren mit ihrer Märchensammlung aber nicht sofort erfolgreich. Anfangs war das Buch ein Ladenhüter. Kaum jemand wollte es haben. Denn die Brüder Grimm wollten wie Wissenschaftler arbeiten und schrieben an die Texte Anmerkungen. Vielen Menschen war das alles einfach zu trocken. Erst später überarbeitete Wilhelm Grimm die Märchen so, dass viele Menschen begeistert von ihnen waren. Heute sind die Grimmschen Märchen nicht mehr aus den Buchläden weg zu denken. Auf der ganzen Welt sind sie bekannt. Verkauft werden sie in etwa 160 Sprachen. (dapd)