Dortmund..
Hohn, Spott, Wut und Ärger: Im Stadionmagazin des BVB ist eine Anzeige der „Sparda-Bank“ abgedruckt, die eine Stadion-Szene zeigt. Im Zentrum: Ein Mann, der die Menge anfeuert. Er trägt scheinbar eine schwarz-gelbe BVB-Jacke, hält ein gelbes Megafon in der Hand. Doch darauf, schlecht sichtbar, klebt ein Sticker mit Aufschrift „Ultras Gelsenkirchen“. Die Anzeige ist offenbar dilettantisch retuschiert worden. Und sorgt sowohl bei Schalkern wie BVB-Fans für überkochende Emotionen.
Fotomontagen, die früher ziemlich aufwendig waren, in Dunkelkammern nur von echten Könnern praktiziert wurden, sind in Zeiten der digitalen Bildbearbeitung oft nur ein „Klacks“. Computerprogramme wie „Photoshop“ machen es relativ simpel, Teile von Bildern umzufärben, unliebsame Bilddetails „wegzustempeln“ oder andere Dinge hineinzumontieren. Das kann witzig sein, kreativ – seriös ist es aber nicht, wenn eine ehrliche Aussage damit verknüpft wird. Deshalb verzichten die meisten seriösen Zeitungen wie auch die Westfälische Rundschau auf Bildmontagen oder machen es deutlich, wenn sie z.B. aus technischen Gründen doch angewendet wurden – wie heute, um den Megafon-Ausschnitt vergrößert zeigen zu können.
In der Anzeigenwerbung hingegen sind Bildmanipulationen an der Tagesordnung. Da wird geglättet, was die Falten hergeben. Und nicht selten geht das schief. Im Internet kursieren Bilder von Anzeigenmotiven, auf denen Menschen mit drei Händen zu sehen sind, Proportionen werden völlig falsch dargestellt, und immer wieder gibt’s den Klassiker: Der doppelte Schattenwurf. Dann fällt bei einer ins Bild hineinmontierten Person der Schatten nach links, während der Schatten aller anderen Gegenstände und Personen nach rechts weist. „Das Prinzip der zwei Sonnen“, nennen Spötter solche Bilder.
Das Prinzip der zwei Herzen, die in einer Brust schlagen, könnte man die Anzeige nennen, die die Sparda-Bank im Mitgliedermagazin des BVB zum letzten Heimspiel geschaltet hatte. Das Problem dabei: Die Bank wirbt für ihre schwarzgelbe Bankkarte mit einem Foto, das vermeintlich Borussen-Fans darstellen soll – tatsächlich aber wohl Schalker zeigt. In der Szene wurde dem „Vorsänger“ auf der Fußballtribüne offensichtlich ein BVB-Logo auf die Rückseite der Jacke montiert und ein blau-weißer Bereich auf dem Megafon gelb überpinselt. So glaubten die Anzeigenersteller wohl, ein stimmiges BVB-Motiv erschaffen zu haben, das Sympathie für die „schwarzgelbe Karte“ erzeugt.
Eine Entschuldigung
an die Fans
Doch: Auf dem Megafon pappt noch ein kleiner Aufkleber, auf dem, bei genauem Hinsehen, steht: „Ultras Gelsenkirchen.“ Und damit erzeugt die Anzeige bei den Fans genau das Gegenteil von Sympathie.
Auf Fanseiten im Internet gibt’s eine Riesenwelle. Neben wenigen, die das Ganze unter „Fehler passieren“ abheften, kritisieren viele Fans in Facebook-Einträgen die „Unverschämtheit“, andere nennen es „peinlich“ und einer fragt: „Werbung mit Fälschung – wie zuverlässig soll denn das Produkt sein?“
Mittlerweile entschuldigt sich die Sparda-Bank auf ihren Facebook-Seiten „bei allen Fans des von uns unterstützten Vereins Borussia Dortmund, aber auch bei den Fans von Schalke 04.“ Der Werbeagentur sei ein „bedauerlicher Fehler unterlaufen.“ Bei dem erworbenen Bild habe man keine Rückschlüsse darauf ziehen können, dass es aus dem Umfeld von Schalke stamme. „Der Aufkleber am Megafon wurde dabei fatalerweise übersehen.“ Dabei erregt das Thema nicht nur die Gemüter der Borussen-Fans, auch die Schalker sind sauer. Im „pottblog“ weist ein Nutzer auf möglicherweise verletzte Persönlichkeitsrechte hin. Der abgebildete „Vorsänger“ sei zwar von schräg hinten fotografiert, für Bekannte aber durchaus erkennbar. So werde dieser jetzt per Fotomontage in eine Werbung eingebunden – für einen Verein, den der Schalker nun sicher wirklich nicht bewerben wollte.
Solche Anzeigen fallen wohl unter das Motto „klassisches Eigentor“.