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Johanna L. war erst 32, als der Arzt bei ihr Alopezie diagnostizierte. Der Haarausfall war der Anbruch einer belastenden Zeit für die junge Frau. Heute ist sie 50 und trägt eine fransige blonde Kurzhaarfrisur. Sie fühlt sich nicht nur attraktiv, sie ist es: „Ich bin schon von einer mir völlig unbekannten Frau auf der Straße angesprochen worden, die wissen wollte, wer mein Friseur ist.“

Die Friseurin ist Margit Schwarz, die in ihrem Salon für Kundinnen wie Johanna L. eine besondere Zweithaarsprechstunde anbietet. Johanna L. weiß das sehr zu schätzen: „Perücken müssen individuell auf ihren Träger angepasst werden. Da kann man nicht mal eben drüberfahren und die Frisur sitzt.“

Johanna L. wird die Perücke von Margit Schwarz buchstäblich auf dem Kopf zurechtgeschnitten. „Ich suche mir nur das Grundmodell aus. Dann bekomme ich einen Schnitt und eine Frisur, die meinem Typ und meiner Kopfform entspricht.“

So gute Erfahrungen wie heute hat Johanna L. nicht immer gemacht: Mit ihrem Zweithaar fühlte sich sich in den ersten Jahren nicht wohl. „Ich dachte immer, jeder sieht es. Eine Freundin hat mir die Sorgen angemerkt und mir Margit Schwarz empfohlen. Da bin ich jetzt schon einige Jahre und glücklich mit der Behandlung, die ich dort bekomme.“

Als Betroffene ist es für Johanna L. wichtig, sich verstanden zu fühlen. „Es ist schon ein riesiger Schritt, sich vor der ersten Perücke die letzten verbliebenen Haare abrasieren zu müssen. Chemotherapie-Patienten kennen das Gefühl. Es ist grausam.“

Öffentlich passiert dieser Schritt nicht bei Margit Schwarz, ebensowenig wie das Anpassen einer Perücke. Diese Diskretion ist Kundinnen wie Johanna L. wichtig.

Ängste plagen die 50-Jährige heute nicht mehr. Sie zählt nicht zu den Zweithaarträgern, die ihre Perücke am Kopf festkleben, sondern mit einem versteckten Einhak-System auf dem Kopf befestigt. Bei starkem Wind, wie zum Beispiel beim Strandurlaub, bindet Johanna L. ein Tuch zur Sicherheit drüber, damit nichts verrutscht oder gar fortweht. „Nur im Sommer ist es sehr heiß darunter. Da merke ich, dass es eine Perücke ist.“

Ihre Frisur ist aus Kunsthaar. Sie lässt sich gut mit speziellen Zweithaarprodukten pflegen. Die Perücke wird zum Waschen eingelegt und über Nacht auf einen Styroporkopf getrocknet.

Sie wird weder gebürstet, noch geföhnt. Johanna L. bringt sie mit einem sehr breiten Kamm und mit den Händen wieder in Form. Auch die Friseurin hilft bei Bedarf. „Ewig geht das aber nicht, weil die Perücke irgendwann splisst oder an Glanz verliert“, erklärt Johanna L. Dann sucht sie ihre Arztpraxis auf und besorgt sich ein Rezept für eine neue Perücke.

Durchaus hat die 50-jährige noch immer Spaß an ihren Haaren. „Ich habe zwischendurch auch Typveränderungen gewagt. Schade war nur, als die jahrelang von mir bevorzugte Perücke nicht mehr lieferbar war.“

Der Zuschnitt beim Alternativ-Modell lief nicht von vornherein perfekt. „Aber ich kann alles nachbessern lassen. Auf meine Frisur gibt’s nämlich sogar Garantie“, sagt Johanna L. lachend.