Verkehrslärm ist mehr als ein Ärgernis. Millionen bringt er um den Schlaf, Zehntausende vorzeitig ums Leben. Die Weltgesundheitsorganisation sieht in der Dauerbeschallung vor allem unserer Städte das – nach der Luftverschmutzung - zweitgrößte Gesundheitsrisiko überhaupt. Nach einer Studie von T & E, Dachorganisation kritischer Verkehrsverbände, ist der Lärmstress durch Schienen- und Straßenverkehr in Europa für jährlich 200.000 Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich. 50.000 Personen sterben vor der Zeit. Das ist der soziale Zusammenhang, in den sich der Vorschlag der Brüsseler EU-Kommission für geräuschärmere Autos einordnet.

Und einen wirtschaftlichen gibt es auch: Die jährlichen Folgekosten der akustischen Bedrängnis für das Gesundheitswesen, den Städtebau und vor allem durch Entwertung von Wohnquartieren machen in der EU einen dreistelligen Milliardenbetrag aus. Das entzieht der hiesigen Auto-Industrie nicht die Berechtigung zur Vertretung ihrer Interessen. Es relativiert aber das Gewicht der Argumente. Nach dem EU-Vorschlag für schärfere Grenzwerte sollen Super-Renner mit mehr als 150 Kilowatt pro Tonne einen Lärm-Bonus bekommen und auch akustisch weiter zeigen können, was in ihnen steckt. Angesichts solcher Regeln ist das Lamento der deutschen Branchen-Lobby nicht wirklich plausibel - die wissen schon, wie man Krach macht, auch in Brüssel. (krp)