Essen.. Der Minister KTG ist Geschichte. Die Abgesänge auf ihn sind gehalten. Eigentlich ist alles gesagt, aber eben noch nicht von jedem. Denn da gibt’s ja noch Frank Plasberg und seine Hart-aber-fair-Runde.

Wurde der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg letztlich aus den eigenen Reihen gemeuchelt? Wolfgang Bosbach, Innenexperte der CDU im Bundestag, hatte jedenfalls einen dicken Hals und ließ seinem Unmut über die eigenen Leute freien Lauf.

Man könne nicht dem unter Druck stehenden Kollegen hinter verschlossenen Türen in der Fraktionssitzung „frenetisch zujubeln“, und dann, „wenn sich die Türen öffnen“, den Journalisten zuraunen, dass es so ja nicht gehe. Man müsse gerade dann zusammenstehen, mahnte Bosbach, „wenn ein Kollege in Bedrängnis kommt“.

„Verletzung der Solidarität“

Tatsächlich hatten sich die kritischen Stimmen aus der Union zur gefälschten Doktor-Arbeit des Freiherrn in den letzten Tagen vor dem Rücktritt auffallend gehäuft. So war von Bundestagspräsident Norbert Lammert der Satz durchgesickert, die Plagiats-Affäre sei ein „Sargnagel für die Demokratie“. Mit offenem Visier trat danach Bildungsministerin Annette Schavan an. Als Wissenschaftlerin, die einmal selbst promoviert habe, schäme sie sich „nicht nur heimlich“ für die Fälscher-Affäre Guttenbergs, sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Für Plasberg-Gast Wilfried Scharnagl, als langjähriger Chef des „Bayernkurier“ ein CSU-Urgestein und nach wie vor fest an Guttenbergs Seite, ein Unding. Da habe Frau Schavan wohl „endlich einmal eine Schlagzeile in der Süddeutschen Zeitung“ haben wollen, grantelte der Alt-Bayer und diagnostizierte eine „Verletzung der Solidarität“.

Einer, der ein besonderes Verhältnis zu Guttenberg hat, ist Talkmaster Johannes B. Kerner. Er begleitete noch vor wenigen Monaten den Verteidigungsminister und dessen Gattin mitsamt TV-Studio zum Truppenbesuch ins Kriegsgebiet nach Afghanistan. Kerner, der für die Fernseh-Plauderstunde am Hindukusch viel kritisiert wurde, kann die Aufregung immer noch nicht verstehen. Bei Plasberg schwärmte er immer noch einmal von der „charmanten Idee“ dieser Aktion. Dort, bei den Bundeswehr-Soldaten, habe es schließlich einen Weihnachtsmarkt gegeben und man sei „mit einer Dose Bier in der Hand“ beieinandergestanden und habe geplaudert. Alles ganz normal, ein Problem nur für diese „Haar-in-der-Suppe-Sucher“.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Doch KTG ist fürs erste abgetreten von der politischen Bühne, auf der er doch einige Jahre so glänzte. War’s das mit dem blaublütigen Strahlemann aus dem Frankenland? Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit von der SPD, einst selbst aufgrund seiner Feierlust ein Liebling der Klatschspalten, hält eine spätere Rückkehr Guttenbergs nicht für ausgeschlossen. Dafür müsse er allerdings „die richtigen Schlüsse aus seinem Verhalten ziehen“ und dürfe nicht in der „Märtyrer-Rolle“ verharren.

Eine aktuelle Umfrage von Infratest-dimap ergab, dass sich 72 Prozent der befragten Bundesbürger für ein Comeback des Politikers nach einer Schamfrist aussprechen. Medienexperte Michael Spreng, der einst CSU-Mann Edmund Stoiber im Kanzler-Wahlkampf zur Seite stand, ist da skeptischer. „Nur weil einer eine Million Fans hat, muss man ja nicht direkt vom Rücktritt zum Comeback kommen.“ Erst mal abwarten.

„So einen haben wir noch nie gehabt“

Doch das fällt nicht jedem leicht. Für CSU-Intimus Scharnagl jedenfalls sollte die Lichtgestalt Guttenberg am besten gleich morgen zurückkehren. „Das ist nicht das Ende“, raunte er mit reichlich Tremolo in der Stimme. Und: „So einen haben wir noch nie gehabt. Er wird wiederkommen, und zwar in die erste Reihe der Politik.“

Scharnagls Sitznachbar Johannes B. Kerner blickte ob dieser beschwörenden Worte ganz versonnen drein. Gerade so, als wollte er schon die Kamera einpacken und nach Kundus jetten.