Bonn. Darf die katholische Kirche in ihrem Online-Buchhandel erotische Literatur verkaufen? In der Affäre um den zur Kirche gehörenden Weltbild-Verlag haben sich die Bischöfe nun entschieden, den Verlag abzustoßen. Konservative Kreise und der Papst hatten gegen das Porno-Geschäft protestiert.

Nach einer heftigen kircheninternen Debatte um den Verkauf von Erotik-Literatur will sich die katholische Kirche in Deutschland vom Augsburger Weltbild-Verlag trennen. Ein Verkauf des hinter Amazon zweitgrößten Buch-Versandhändlers Deutschlands solle "ohne jeden Verzug" auf den Weg gebracht werden, teilte der Verband der Diözesen Deutschlands am Dienstag in Bonn mit.

Voraus gegangen waren am Montag Beratungen der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg. Die Kirchenvertreter werfen der Geschäftsführung von Weltbild laut der Stellungnahme vor, dass sie der Glaubwürdigkeit der Kirche geschadet hätten. Es sei Weltbild nicht gelungen, den Verkauf von Medien zu unterbinden, die den ideelen Zielen der Kirche widersprächen.

Papst Benedikt XVI. mischte sich in die Diskussion um Weltbild ein

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder vor allem aus konservativen katholischen Kreisen Kritik an Weltbild, weil es dort auch weltliche Literatur aus dem Erotik- und auch Esoterikbereich zu kaufen gab. Trotz einer Erklärung von Weltbild, keine Porno-Literatur zu verkaufen und nur in verschwindendem Ausmaß Erotik-Literatur, hatte diese Kritik in den vergangenen Wochen deutlich an Dynamik gewonnen, bis schließlich Papst Benedikt XVI. ein schärferes Vorgehen der deutschen Bischöfe forderte. Am Wochenende forderte zudem der Kölner Kardinal Joachim Meisner eine klare Trennung von Weltbild.

Der Verlag, der auch Anteile an Buchketten wie etwa Hugendubel und Wohlthat hält und zu dem die Vertriebsmarken Weltbild, Jokers, KIDOH und buecher.de gehören, setzte zuletzt fast 1,7 Milliarden Euro im Jahr um. Damit ist Weltbild in Deutschland der zweitgrößte Online-Buchhändler hinter Amazon und der drittgrößte Versandhändler Deutschlands.

"Kirchliche und soziale Implikationen" sollen beim Weltbild-Verkauf eine Rolle spielen

Wie das Unternehmen in Augsburg mitteilte, forderten die Gesellschafter Weltbild auf, trotz der nun bekannten Verkaufsabsicht alles für den Erhalt des Unternehmenswerts zu tun. Außerdem sollten "kirchliche und soziale Implikationen" beim Verkauf des Unternehmens mit seinen 6400 Beschäftigten eine Rolle spielen. (afp)