Erika Simon und ihr Mann Helmut stießen 1991 auf die Gletschermumie. Jahrelanger Rechtsstreit mit Südtirolern.
Hätte der Nürnberger Helmut Simon diesen Tag erlebt, hätte er seine Frau Erika sicherlich glücklich in seine Arme geschlossen. 1991 wurden der Hausmeister und seine Frau zum Thema der Weltpresse. Denn die Franken hatten bei einer Wanderung am 19. September 1991 im Eis des Simiaun-Gletschers im Tiroler Ötztal die als Ötzi bekannt gewordene Gletschermumie gefunden. Nach einem 15-jährigen Rechtsstreit mit der Landesregierung von Südtirol wurde den Entdeckern von „frozen Fritz”, wie Ötzi international genannt wird, endlich ein Finderlohn zugesprochen.
Über die 150 000 Euro kann sich jetzt nur noch Erika Simon freuen. Ihr Mann, ein erfahrener Hobby-Alpinist, war am 15. Oktober 2004 bei einer Alleinwanderung am 2467 Meter hohen Gamskarkogel im Gasteinertal nahe Bad Hofgastein in den Tod gestürzt.
Eine zutiefst tragische Geschichte, die Boulevard-Blätter zu der Spekulation veranlasste, der Finder des Ötzi sei vermutlich im Salzburger Land einem Fluch der Eismumie erlegen. Die traurige Wahrheit war: Der 67-jährige Helmut Simon stürzte auf einem 30 bis 45 Grad steilen Jägersteig während eines Wetterumschwungs mit Schneefall rund 100 Meter tief ab. Der österreichische Jäger Bartholomäus Kranabetter entdeckte die Leiche des Deutschen in einem Bach.
Zu Lebzeiten hat Simon sehr darunter gelitten, dass er zwar auf die mit geschätzten 5300 Jahren älteste Mumie Europas gestoßen war, ihm diese aber auch jahrelangen Ärger bescherte. Mit juristischem Beistand kämpften der Nürnberger und seine Frau um einen Finderlohn für den Mann aus der Bronzezeit. Zunächst entbrannte eine juristische Debatte darüber, ob die Mumie auf österreichischem oder italienischem Gelände lag. Schließlich einigte man sich auf Südtirol. Die autonome Provinz im Norden Italiens weigerte sich weiterhin, die Deutschen offiziell als Ötzis Entdecker anzuerkennen und unterstellte – bizarr – eine nicht genehmigte Expedition.
Erst im Oktober 2003 gab das Landgericht Bozen grünes Licht, bestätigte die Simons als Entdecker einer Weltsensation. Die Südtiroler Landesregierung mauerte weiter und stimmte erst jetzt einem außergerichtlichen Vergleich zu. Vermutlich auch, weil der Fall sonst das Kassationsgericht in Rom , das höchste Gericht Italiens, beschäftigt hätte. Erika Simon kann ihr Glück noch nicht fassen. Das glaube sie „erst, wenn wir das Geld auf dem Konto haben”, sagte sie.