Dortmund/Hamm..

Der elfjährige Hagen Brüggemann, der am letzten Samstag in der ZDF-Fernsehsendung „Wetten dass...?“ neun Millionen Zuschauer mit seinen Gitarrenkünsten und seinem AC/DC-Wissen begeisterte, bekommt von Borussia Dortmund den  Herzenswunsch erfüllt, den er am Montag im Gespräch mit der Westfälischen Rundschau verraten hatte: Auf Anregung der WR darf er bei einem Heimspiel des BVB eine Kostprobe seiner Gitarren-Künste geben. Die Borussen laufen bekanntlich bei der AC/DC-Hymne ­„Thunderstruck“ ins Stadion ein – und die kann Hagen Brüggemann besonders gut spielen.

Umjubelter Auftritt, heftige Nachwirkungen: Beim elfjährigen Hagen Brüggemann stapelten sich nach seiner AC/DC-Wette bei „Wetten dass...?“ die Anfragen. Als Rockstar ist das Leben manchmal härter als die E-Gitarre selbst. Jeder zerrt, jeder will wissen, wie es war, da oben auf diesen Brettern, die doch die Welt bedeuten. So muss sich Hagen etwa am Montag gegen 18 Uhr ein letztes Mal aufraffen – nach sieben Stunden Unterricht, nach diversen Interviews und viel zu wenig Zeit für sich. „Eigentlich würde ich jetzt E-Gitarre üben.“ Er sagt das ohne Verdruss in der weichen Stimme, besser noch: „Das schreckt mich nicht ab, das gehört einfach dazu.“ Er liebt es eben, Rockstar zu sein.

Gitarren-Einlage vor 80.000 Fußball-Fans

Hagen Brüggemann aus Hamm beeindruckte am Samstag bei „Wetten, dass..?“ mit seinem Können an der E-Gitarre und verzückte mit seiner lässigen Art ganz Deutschland. Lohn der Mühen: Gemeinsam mit Mama, Papa und seinem achtjährigen Bruder hat der BVB den Jungen zum Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln am Samstag, 22. Oktober, 15.30 Uhr, in den Signal-Iduna-Park eingeladen. Hagen, der wie seine ganze Familie großer BVB-Fan ist, darf einen Blick hinter die Kulissen werfen. Und er bringt seine Gitarre mit, um vor 80.000 Fans in die Saiten zu greifen.

Eine große Kulisse ist für Hagen kein Grund zur Nervosität. Davon hat der Elfjährige am vergangenen Samstag-Abend ein Neun-Millionen-Publikum überzeugt. Der Gymnasiast aus Hamm rockte nicht nur die drittletzte „Wetten, dass..?“- Sendung von Thomas Gottschalk, er rettete sie sogar. Als erfolgreicher Wettkandidat, der aus 100 AC/DC-Liedern das richtige erkannte – und dafür nur einen Drei-Sekunden-Ausschnitt des jeweiligen Gitarren-Solos benötigte. Vor allem aber beeindruckte er als wieselflinker Saitenzupfer, der selbst Altrocker Peter Maffay im direkten Duell schwindelig spielte. „Dich hätte ich meinem Nachfolger nicht gegönnt“, sagte „Thommy“ keck. Und der Knirps mit den schulterlangen Haaren tat das, was er ebenso vorzüglich konnte wie E-Gitarrespielen: noch kecker antworten. „Ist aber auch ’ne geile Atmosphäre hier.“

Was soll auch jemand sagen, der zuvor nur in der Provinz gespielt hat. Den größten Auftritt hatte er nämlich in Neukirchen-Vluyn, beim Dongberg-Festival vor tausend Zuschauern. Diese Lockerheit, diese Coolness überraschte selbst Hagens Eltern Holger und Anja Brüggemann. „Auf meinem Geburtstag hat er bereits gespielt und war völlig cool. Dass er dies auch vor einem Millionenpublikum ist, hat mich umgehauen. Vielleicht hat ihn das Publikum sogar beflügelt“, sagt die Mutter. Ohnehin muss sich der Junge fühlen wie im falschen Film. Denn im abschließenden Wetthüpfen gewann er sogar noch eine Reise nach Las Vegas.

Ein Traum mit Borussias Hymne im Mittelkreis

Einige Stunden nach seinem Samstag-Auftritt war die Welt immer noch genauso verrückt. In der Schule wollten sie wissen, wie der Thommy und die Michelle wirklich so sind („sympathisch natürlich“). „Ansonsten ein ganz normaler Schultag“, sagte der kleine Gitarrengott, der nun das „Werkzeug“ des großen Gitarrengottes Angus Young von AC/DC im heimischen Kinderzimmer hat. Der ist sein Idol – und hat dem Jungen aus Hamm seine E-Gitarre vermacht. Handsigniert, natürlich. „Die bekommt einen Ehrenplatz. Wohin genau, weiß ich noch nicht“, sagt Hagen. Es fehlte bislang einfach die Zeit, darüber nachzudenken. Auf das persönliche Treffen bei dessen nächstem Europa-Aufenthalt freut sich Hagen aber schon riesig.

Jetzt ist der Elfjährige nicht nur AC/DC-, sondern auch Borussia-Dortmund-Fan. Und eben jene Borussen laufen bei der AC/DC-Hymne „Thunderstruck“ ins Stadion ein. Zählt man nun Eins und Eins zusammen, wäre es doch nur logisch, wenn Brüggemann diese Riffs einmal im ausverkauften Signal Iduna Park greifen würde. „Das wäre ein Traum, einfach großartig, wenn ich im Mittelkreis vor 80.000 Fans den Song spielen dürfte“, frohlockte Hagen am Wochenanfang. Gesagt, getan. Unsere Zeitung schlug eben dies dem BVB vor. Auch beim Deutschen Meister ist man begeistert von dem Nachwuchs-Rocker. Die Entscheidungsträger aber wollten zunächst selbst Kontakt zu ihm aufbauen, ehe am Mittwoch die Bestätigung kam: Hagen spielt am 22. Oktober im Dortmunder Stadion.

Die schwierige Suche nach einer Band

Übrigens: Eine eigene Band, das fehlt dem Nachwuchs-Rocker noch zum großen Musikerglück. Den Gleichaltrigen ist er zu gut, den Guten zu jung. Aus lauter Verzweiflung gab Hagen kürzlich diese Internetannonce auf: „Gitarrist (11 Jahre) sucht Musiker zur Bandgründung im Raum Hamm. Lasst Euch von meinem Alter nicht schocken. Habe seit 6 Jahren Unterricht. Bevorzugte Musikrichtung AC/DC, Metallica, aber auch Acoustic-Songs. Keine Anfänger.“ Ob es schon eine Reaktion darauf gab? „Keine Ahnung. Ich hab’ schon seit einem Monat nicht mehr in mein E-Mail-Fach geschaut“, sagt der Elfjährige. Und spätestens hier mag man ihn wieder an die Brust nehmen, hätscheln und tätscheln und sagen: Junge, bleib’ wie du bist!

Eins ist sicher: Von dem Jungen werden wir noch hören. Wetten, dass..?