Oslo/Stockholm. Anders Breivik könnte lebenslang hinter Gitter kommen. Die Polizei ist verärgert, weil sie keinen Zugang zur Facebook-Seite des Attentäters erhält.
Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik soll ab dem 16. April in Norwegen vor Gericht stehen. Ein erstes Gutachten hatte ihn für schuldunfähig erklärt, ihm „paranoide Schizophrenie“ bescheinigt und eine Behandlung in einer geschlossenen Anstalt gefordert. Das norwegische Parlament will nun ein neues Gesetz erlassen, das Breivik lebenslänglich in der Psychiatrie festhalten könnte, sollte er für unzurechnungsfähig erklärt werden. Es sei unzumutbar für die Hinterbliebenen, alle fünf bis sechs Jahre bei erneuter Prüfung von Breiviks Zustand darum zu bangen, dass er freikommen könnte.
Vor dem Prozess ärgert sich Oslo über Washington. Das Internetunternehmen Facebook scheint ausgerechnet im Fall Breivik penibel auf den Schutz der Privatsphäre seiner Mitglieder zu achten. Am Freitag bestätigte die norwegische Polizei, dass sie trotz eines Antrags noch keinen Zugang zu Breiviks Konten erhalten habe. „Wir warten auf eine Antwort. Wir sind im Dialog mit Facebook und den US-Behörden“, sagte Polizeisprecher Fredrik Hjort-Kraby.
Obwohl Facebook oft scharf für die Auswertung seiner Mitglieder-Konten kritisiert wurde, beruft sich der US-Konzern in diesem Fall auf Personenschutz-Richtlinien. Der Inhaftierte habe der Polizei den Zugang zu seinen Konten nicht genehmigt. Vor seinen Anschlägen im vergangenen Jahr in Oslo und auf Utöya mit insgesamt 77 Todesopfern soll der 33-Jährige seine Facebook-Seite intensiv genutzt haben. „Über diese Seite könnten wir Personen ausmachen, mit denen Breivik Umgang hatte und vielleicht feststellen, ob er Helfer hatte“, sagte der Polizeisprecher.