Herscheid..
„Wärme liebende Pflanzen wie Wiesen-Bocksbart siedeln sich jetzt hier an“, erklärte Kräuterexperte Reinhard Sohn, als die Kräutersucher der katholischen Gemeinde Herscheid das Gewächs entlang der Bahnstrecke der Museumseisenbahn entdeckten. „Daran merkt man die Klimaerwärmung.“
„Was ist das denn? Sollen wir das auch mitnehmen,“ wurde der Experte immer wieder gefragt. Auch Ingrid Springob, die sich als PTA ebenfalls sehr gut mit Heilkräutern auskennt, musste viele Fragen nach der Bezeichnung für blühende Kräuter beantworten, ehe die Teilnehmer es in die mitgebrachten Körbe legten.
Es kam selten vor, dass die beiden Kräuterkundler überlegen, um welches Gewächs es sich handelt, oder in einem Fachbuch nachschlagen mussten.
Juli ist die Zeit der Ernte und des Sommers. Dann blühen überall an Wegrändern, Wiesen und Bachläufen unzählige Heilkräuter. Schon seit weit über zehn Jahren schwärmen die Katholiken regelmäßig in dieser Zeit aus und suchen nach heimischen Kräutern für die feierliche Kräuterweihe am Hochfest St. Mariä Aufnahme in den Himmel, gleichzeitig das Patrozinium der Kirche. Diesmal erwischte die Gruppe, darunter der elfjährige Sebastian, den einzigen sonnigen Nachmittag seit Wochen. Der Schüler war mit viel Spaß und wissbegierig bei der Sache und lernte an diesem Tag gewiss eine Menge über Heilkräuter und wofür sie gut sind.
Mit einer unglaublichen Vielfalt an 25 verschiedenen Heilkräutern wie Huflattich, Baldrian, Steinklee, Rotklee, Weidenröschen, Braunwurz und Löwenmäulchen, konnten die Kräutersucher an den Ufern am Parkplatz Herfel und entlang der Schienenstrecke der Museumseisenbahn ihre Körbe füllen. „Wir haben alle vom letzten Jahr wieder gefunden“, freute sich Ingrid Springob. Auch den Wasserdost: „Seitdem wir den gesammelt haben, habe ich ihn auch im Garten“, lachte Margret Bruns. In ihrer Gartenhütte in Berghagen werden die Kräuter zum Trocknen aufgehängt.
Von den beiden Kräuterexperten erfuhren die Frauen, dass zum Beispiel Beinwell als Wirkstoff in der Kytta-Salbe ist und Kräuter gegen vieles helfen.
Auch pieksige Disteln. „Sie wurden bei ihm zu Hause in einem großen Kuhpott weich gekocht. Dann waren die Stacheln weg und die Kühe bekamen das zu fressen“, erinnerte sich Reinhard Sohn. „Damit steigerte sich die Milchleistung der Kühe“.
Frischer Kräuterduft erfüllte später die Hütte von Margret Bruns. Dort wurde das Blütenmeer von Heilkräutern gemeinsam nach Sorten gebunden und zum Trocknen auf Leinen gehängt. Vor dem Patronatsfest im August werden sie zu kleinen Sträußchen gebunden und nach der feierlichen Kräuterweihe an die Gläubigen verteilt.