Essen/Amsterdam..
Sex-Artikel und Islam – die Kombination liegt nicht gleich auf der Hand. Doch offenbar kommt es auf die Auslegung an, ob jemand Anstoß nimmt. In den Niederlanden eröffnete jetzt der erste Online-Sex-Shop für Muslime, abgenickt vom Imam. Er bietet Produkte zur Verbesserung des Ehelebens.
Ganz offensichtlich haben Abdelaziz Aouragh und Stefan Delsink eine Marktlücke entdeckt. 70 000 Besucher zählte ihr Online-Sex-Shop für Muslime innerhalb von vier Tagen. Die Marktlücke besteht ganz offensichtlich darin, dass andere Händler es bislang als etwas riskant eingestuft haben dürften, den Islam mit Sex-Artikeln in Verbindung zu bringen.
Ein Missverständnis, offensichtlich. Der 29-jährige Aouragh aus Amsterdam ist selbst ein gläubiger Muslim marokkanischer Abstammung und hilft im Hauptberuf benachteiligten Passagieren am Flughafen. Und er reagierte ebenfalls skeptisch, als sein Geschäftspartner ihm den Plan vorschlug. Aber er befragte einen Imam, und der konsultierte eine saudische Kapazität. Die Antwort des Scheichs: Der Handel mit Sex-Artikeln sei kein Problem, sofern sie „halal“ (rein) sind und darauf abzielen, den Sex innerhalb der Ehe zu verbessern. Kurz nachdem die ersten Berichte über das neue Angebot im Netz die Runde machten, war auf der Seite zunächst nur noch eine Fehlermeldung zu sehen.
Sex-Spielzeuge oder Porno-Hefte sucht man ohnehin vergebens auf El Asira. Auch kommt der Shop ohne Abbildungen von Frauen oder Männern aus – was einen durchaus wertigen Eindrcuk hinterlässt. Dafür gibt es Gleitmittel, Massageöle und Potenzpillen – ohne Schweinefett oder Alkohol. Hinzukommen sollen Schmuck und Unterwäsche. Die Produkte gab es schon. Nur mussten europäische Muslime sie sich bislang aus dem Nahen Osten mitbringen lassen.
Der Respekt vor der Frau
“Das Image von der Frau in der Küche, unterwürfig und bekleidet mit einer Burkha, ist einfach nicht richtig“, sagte Abdelaziz Aouragh, Vater einer dreijährigen Tochter, dem niederländischen „nrc handelsblad“. „Da ist viel Liebe. Der Islam hat viel Respekt vor Frauen. Und unser Shop stellt die Frau ins Zentrum der Dinge.“
Auch Kondome, erklärte Aouragh, seien im Islam kein Problem – immer solange es um es Sex innerhalb der Ehe gehe. Und sie seien sogar der ebenfalls erlaubten Pille vorzuziehen, da diese nachhaltiger auf den Körper der Frau einwirke. Schließlich, um das Angebot abzurunden, bietet die Seite eine diskrete Beratung an.
So weltoffen der Händler selbst mit dem Thema umgeht, so heikel sei seine neue Tätigkeit jedoch in Bezug auf die eigene Familie, vertraute Aouragh dem „nrc handelsblad“ an. Wann immer seine Eltern das Geschäft ansprächen, versuche er schnell das Thema zu wechseln: „Ich sage dann: Ja ähm, könnte ich noch etwas Tee haben.“
Der Imam Abdul Jabbar jedenfalls sieht in dem ersten niederländischen Online-Sex-Shop kein Problem. Im Angebot seien schließlich keine Sex-Spielzeuge, sondern nur Cremes und Öle, „die das Leben von Eheleuten verbessern“. Zudem habe schon der Prophet Mohammed viele Fragen zur Sexualität beantwortet. tom/mit afp