Wir stellen auf einmal fest, dass uns dieses Projekt „Teilhabe“ einiges abverlangt. Der Widerstand ist groß und wird es auch bleiben.
Vor neun Jahren unterschrieb Deutschland die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Mit einem guten Gewissen natürlich, denn es geht um ein wichtiges Ziel: Menschen mit Behinderungen sollen in jeder Hinsicht gleichberechtigt in dieser Gesellschaft leben. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten stehen ihnen zu, gleiche Chancen auf Bildung und Beruf, auf freien Zugang zu Gebäuden, Vereinen, Schulen, Ämtern. Für ein Land, das beim Umgang mit Behinderten auf eine grausame Vergangenheit zurückblickt und noch lange nach dem Krieg behinderte und nicht behinderte Menschen konsequent getrennt hat, eine bemerkenswert gute Entwicklung.
Und nun? Stellen wir auf einmal fest, dass uns dieses Projekt „Teilhabe“ einiges abverlangt. Der Widerstand ist groß und wird es auch bleiben. Die Inklusion an den Schulen, heißt es, klappt nicht so richtig. Und mit Blick auf das Bundesteilhabegesetz warnen die Kommunen: „Das könnte uns noch teuer zu stehen kommen.“ Menschenrechte sind leicht formuliert, aber ihre Umsetzung erfordert Mut, Fantasie, Beharrlichkeit und in diesem Fall auch viel Geld. Die Pläne der Großen Koalition sind gewiss unzureichend. Sie werden längst noch nicht zur vollen Teilhabe führen. Sie sind aber ein erster, ungemein wichtiger Schritt dorthin.