Dorsten..
Der Bezirksverband der Kleingärtner lädt zum Vortrag über (Un)Kräuter und Neophyten ein am Mittwoch, 8. September. Ein aktuelles Thema. Fachberater Martin Lokies (44) hat im Sommerurlaub quer durch die Stadt große Bestände an Neophyten entdeckt, eingeschleppte Exoten, die sich rasant ausbreiten und die heimische Flora überwuchern. Lokies: „Ich war fassungslos, was hier alles schon wächst.”
In Hervest hat er etwa das „Drüsige Springkraut” ausgemacht. Und einen Schreck gekriegt. „Das ist jetzt noch ein kleiner Bestand. In zehn Jahren wird die Pflanze die Stadt prägen”, sagt der Gärtner und ehrenamtliche Fachberater der heimischen Laubenpieper. Das Kraut, auch Emscher-Orchidee genannt, stammt aus Indien, soll um 1840 aus einem botanischen Garten entwichen sein und macht sich seitdem breit. Die Pflanze wird bis zu 1,80 Meter groß. Aus Kapseln schleudert das Kraut seinen Samen in Massen und Meter weit. Im Jahr drauf sprießen ringsum 500 bis 600 Sämlinge mit auffällig großen Keimblättern. Einen Garten dominiert das Kraut so springfidel und im Handumdrehen.
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Oder der japanische Knöterich. 1,50 bis 2 Meter groß. Gefunden in der Nähe von Atlantis. Treibt Wurzeln zwei Meter tief und klebt wie Kleister in der Landschaft. Aus abgerissenen Trieben werden neue Pflanzen. „Die Bekämpfung ist schwierig”, so Lokies.
Der Fachmann hat noch mehr aggressive Exoten gefunden: Die kanadische Goldrute hat mehrere tausend Quadratmeter Brache in der Nähe von Poco erobert, auf dem Gelände der früheren Zechen-Mahnwache wuchert Sommerflieder (bis zu drei Meter groß) und auf dem Hervester Friedhof breitet sich Portolak aus, dunkelglänzendgrün, flach, unscheinbare Blüte und kaum auszurotten.
Die Exoten, eingeschleppt durch globalisierten Handel, durch ein paar Samenkörner am Überseecontainer oder im Vogelfutter, tun niemandem etwas. Aber sie machen sich breit. Martin Lokies: „Die Landschaft wird durch sie nachhaltig geprägt. Springkraut und Knöterich werden in der Zukunft ganze Landstriche prägen. Die Artenvielfalt wird bedroht.”
Ein paar Tipps hat der Fachmann parat: Gartenbesitzer sollten Lupinien, Goldruten, Knöteriche nicht kaufen oder unbekannte Gewächse aus Wildbeständen auf ihre Scholle verpflanzen. Falls schon geschehen, dürfen ihre Samen nicht reifen.
Haben die grünen Zuwanderer erstmal Wurzel gefasst, sind sie kaum mehr zu vertreiben. Eigentlich, sagt Martin Lokies, müsste man eine Art Besentage veranstalten. Nur dass Schulen und Vereine nicht Müll sammeln, sondern kuriose Kräuter roden.
Lokies hält seinen Vortrag am 8. September um 17 Uhr in der Kleingartenanlage Lippegrund (Im Ovelgünne). Wer dubioses Grün auf der eigenen Scholle entdeckt hat, kann es mitbringen und vom Fachmann bestimmen lassen.