Bergkamen.. Karl Ludwig Nessler, der Erfinder der Dauerwelle, ist vor 140 Jahren geboren. Das ist Grund genug, einem Bergkamener Friseursalon einen Besuch abzustatten.

Mit den Locken ist es wie mit vielen anderen Dingen im Leben: Die, die sie haben, mögen sie nicht, andere würden alles dafür geben, um die eigenen, aalglatten Haare für immer in eine Löwenmähne zu verwandeln.

Für immer geht nicht, doch dank Karl Ludwig Nessler ist es seit mehr als einhundert Jahren möglich, auf den glattesten Schopf die schönsten Locken zu zaubern. Und das auch noch für mehrere Wochen. Mit Hilfe der Dauerwelle.

Nessler, dessen Geburtstag sich heute zum 140. Mal jährt, hat sie erfunden, Millionen Frauen – und auch Männer – lassen sich seit 1906 mit Hilfe chemischer Flüssigkeiten Locken machen. Immer noch. Wie Waltraud Lück, die regelmäßig den Salon „Haargenau“ in Rünthe aufsucht, um mit der Welle wieder mehr Schwung in die Friseur zu bringen. „Das mache ich schon so lange, wie ich zum Friseur gehe, da hat man nicht so viel Arbeit mit“, sagt sie. Mit Dauerwelle hält eben alles viel besser.

Volumen statt Krause








Sie kringelt sich, sie lockt sich, sie dreht sich und gibt ihr Bestes, damit die, auf deren Kopf sie nach langem chemischem Prozess zuhause ist, möglichst gut aussehen. Lange Zeit war die künstliche Welle verpönt: Hatten sich vor rund 30 Jahren noch die meisten Damen mit einer „Krause“ regelmäßig das Haupthaar verschönern lassen, so übernahm in letzter Zeit das Glätteisen das Kommando. Glatt statt kraus und lockig eben. Doch die Welle kommt zurück.

Friseurmeisterin Manuela Mottog hat zum Jahresbeginn die einschlägigen Fachmessen besucht und weiß, dass jetzt die Locken und damit auch die künstliche Welle eine Renaissance erleben. Die Wellen kommen. „Das läuft aber heute alles unter Volumen, damit die Frisur besser hält.“ Und es Sie selbst hat die Dauerwellentechnik noch von der Pike auf lernt. „Zu meiner Ausbildung vor 33 Jahren bekam jede Dame eine Dauerwelle, ich kannte kaum eine Friseurin mit heilen Händen, denn die Flüssigkeiten waren damals sehr aggressiv und zu Weihnachten gab es die Welle im Akkord.“ Und einfach ist das nicht. Auch nicht für die Kundin. Die benötigt Sitzfleisch. Ohne schneiden und fönen dauert das Wellen mindestens anderthalb Stunden. Je nach Haarlänge. Erst wird gewickelt, dann die Wellflüssigkeit aufgetragen, nach einiger Zeit schließlich die Fixierung und am Ende ausreichend Pflege: Das muss passen. Das Dumme an der Dauerwelle: Irgendwann wächst sie raus, aus den Haaren, und vorbei ist´s mit der Lockenpracht. „Sie hält im Schnitt zwei Monate im kurzen, etwa vier Monate in längerem Haar“, sagt Manuela Mottog.

Allerdings längst vorbei sind die Zeiten, als vornehmlich Frauen je nach Anlass die Termine zur frischen Dauerwelle penibel berechneten: Hochzeit in vier Wochen hieß mindestens zwei Wochen vorher eine neue Welle. Weil man mit frischer Krause – und damals war kraus noch kraus – nur selten zufrieden war. Erst nach ein paar Tagen kam dann die Natürlichkeit zurück. Im Volumenzeitalter ist das alles ganz anders, selbst das Künstliche wirkt natürlich und das Beste an ihr: „Jedes Haar lässt sich mit Dauer- bzw. Volumenwelle so verändern, das es passt.“ Und die Frisur sitzt. Immer. Bei jedem Wetter.