Sozialdemokraten und Grüne haben das Steuerabkommen mit der Schweiz platzen lassen, mittels dessen Hoeneß hoffte, sich aus der Affäre zu ziehen. Also haben sie alles richtig gemacht? Und deshalb ist es jetzt auch richtig, das strafmildernde Instrument der Selbstanzeige abzuschaffen?
Wer beim Handwerker stets auf der Rechnung besteht, die Putzfrau offiziell anstellt und das Arbeitszimmer nie privat nutzt, der darf vielleicht von Moral sprechen. Der Rest von uns kleinen Steuersündern sollte sich mit öffentlicher Empörung über Uli Hoeneß lieber zurückhalten. Das fällt zugegebenermaßen schwer. Weil der 61-Jährige seit Jahrzehnten die deutsche Fußballwelt polarisiert, weil er selbst so gerne die Moral beschwor in TV-Diskussionen (aber auch immer wieder tätige Hilfe leistete) und weil der tiefe Steuerfall des Unterstützers der CSU und der Kanzlerin der kriselnden SPD-Opposition vor den Wahlen in Bayern und im Bund so schön ins Konzept passt.
Sozialdemokraten und Grüne haben das Steuerabkommen mit der Schweiz platzen lassen, mittels dessen Hoeneß hoffte, sich aus der Affäre zu ziehen. Also haben sie alles richtig gemacht? Und deshalb ist es jetzt auch richtig, das strafmildernde Instrument der Selbstanzeige abzuschaffen? Da ist sich die SPD vor lauter Eifer noch nicht ganz einig geworden. Steinbrück redet anders als Stegner und Oppermann, bei Gabriel bleibt einiges unklar. Das macht viele seiner Forderungen nicht falsch. Wie die nach mehr Steuerfahndern. Aber die müssten die Länder bezahlen. Von zusätzlichen Einnahmen hätten sie dagegen wenig. Das motiviert nicht.
Dennoch wird die SPD beim Thema bleiben. Wer mit dem Finger auf die Reichen zeigt, kann sich als Kämpfer für Gerechtigkeit fühlen. Es ist ja auch wahr: Wer mehr hat, kann auch mehr hinterziehen. Es ist also im Interesse des Staates, sich auf das große Geld zu konzentrieren. Das ist vernünftig. Es geht um die Einhaltung und Durchsetzung der Gesetze. Das reicht. Beim Stichwort Moral wird sowieso meist geheuchelt. Siehe Hoeneß.