Berlin.

Auf deutschen Straßen sind laut TÜV wieder mehr Autos unterwegs, die einen Werkstatt-Besuch dringend nötig haben. Nach Ansicht des Autoexperten Dudenhöffer ist das ein Spiegelbild der Einkommensverteilung.

Auf deutschen Straßen sind wieder mehr Autos mit Mängeln unterwegs. Insgesamt seien bei 19,5 Prozent der Fahrzeuge bei der Hauptuntersuchung erhebliche Mängel festgestellt worden, sagte Klaus Brüggemann, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes der Technischen Überwachungs-Vereine, bei der Vorstellung des TÜV-Reports 2011 am Donnerstag in Berlin. Gegenüber der vorherigen Erhebung sei dies ein Anstieg um 1,9 Punkte. Bei insgesamt 45 Millionen zugelassenen Autos hätten demnach 8 Millionen erhebliche Mängel. Nur etwa jedes zweite Fahrzeug sei nicht beanstandet worden.

Vermutlich sei „der Anstieg der Mängelquote auch eine Auswirkung der Wirtschafts- und Finanzkrise“, sagte Brüggemann. Besonders häufig monierten die Prüfer den Angaben zufolge Mängel an der Beleuchtung, den Achsen sowie an Bremsleitungen und Schläuchen. Dabei wiesen ältere Fahrzeuge besonders häufig Schäden auf. Rund ein Fünftel der neunjährigen und etwa ein Viertel der elfjährigen Fahrzeuge mussten erst in die Werkstatt, um eine Plakette zu erhalten. „Auch in Zeiten knapper Kassen sollten Autofahrer aber auf keinen Fall bei der Wartung ihrer Fahrzeuge sparen“, sagte der TÜV-Experte.

Erstmals ein Hybridfahrzeug auf dem Spitzenplatz

Mit dem Toyota Prius belegte erstmals ein Hybridfahrzeug den ersten Platz im TÜV-Report. Dies sei ein wichtiges Signal „auf dem Weg zu einer breiteren Akzeptanz moderner Antriebstechnologien“, sagte Brüggemann. Insgesamt hätten die Modelle des japanischen Herstellers erneut sehr gut abgeschnitten und sich 17 Mal unter den ersten zehn in den fünf Altersklassen platziert. Ab der zweiten Hauptuntersuchung belege der Porsche 911 durchgehend die ersten Plätze. Besonders schlecht habe dagegen einmal mehr die alte Baureihe des Kia Carnival abgeschnitten.Für den 40. TÜV-Report sind den Angaben zufolge zwischen Juli 2009 und Juni 2010 mehr als 7,25 Millionen TÜV-Hauptuntersuchungen ausgewertet worden. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum etwa 25 Millionen Prüfungen, 10 Millionen davon durch den TÜV.

Die gestiegene Zahl von Pkw mit erheblichen Mängeln ist nach Ansicht des Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer auch ein Zeichen für die weiter auseinanderklaffende Einkommensverteilung in Deutschland. Viele Autofahrer seien finanziell „nicht üppig ausgestattet, dennoch aber auf das Auto angewiesen“, sagte der Leiter des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. Zudem würden Geringverdiener ihre Autos länger fahren, was die vergleichsweise hohe Mängelquote älterer Fahrzeuge mit erkläre. Darüber hinaus seien die Verbraucher im vergangenen Jahr wegen der Krise zurückhaltender bei den Ausgaben - etwa für Reparaturen - gewesen. (dapd)