Orlando..
Tödlicher Zwischenfall im SeaWorld-Park von Orlando: Ein Schwertwal hat eine Tierpflegerin angegriffen und getötet. Das Tier galt als gefährlich. Experten fordern schon lange ein Verbot, die hochintelligenten Orcas in Gefangenschaft zu halten.
Vor den Augen entsetzter Besucher ist eine Tierpflegerin in Florida von einem Schwertwal angegriffen und tödlich verletzt worden. Die 40-jährige Frau wurde im Anschluss an eine Vorführung von dem Wal gepackt und in die Tiefe gerissen, wie der Freizeitpark SeaWorld in Orlando am Mittwoch mitteilte.
Der Walbulle mit dem Namen „Tilikum“ war zuvor schon 1991 und 1999 an tödlichen Zwischenfällen beteiligt. Aus diesem Grund war es den Pflegern untersagt, sich zusammen mit diesem Wal in einem Becken aufzuhalten. Schwertwale werden auch als Orcas bezeichnet; der wissenschaftliche Name der bis zu acht Meter langen Tiere lautet Orcinus orca.
Offenbar ertrunken
Die Pflegerin Dawn Brancheau befand sich während einer Vorführung am Mittwoch zusammen mit „Tilikum“ auf der Plattform eines Meerwasserbeckens und massierte den 5.450 Kilogramm schweren Wal. Die Augenzeugin Victoria Biniak berichtete, der Wal sei plötzlich in das Becken gesprungen. „Dann kam er zurück, schoss in die Luft hoch, packte die Dompteurin an der Hüfte und begann, sie herumzuwirbeln.“ Die erschrockenen Zuschauer wurden schnell herausgeführt, die SeaWorld wurde zeitweise geschlossen.
Dawn Brancheau konnte nur noch tot aus dem Wasser geborgen werden. Nach Angaben von SeaWorld ist sie ertrunken. Kein anderer Pfleger habe mehr Erfahrung mit „Tilikum“ gehabt als Brancheau, sagte der Leiter des Dressurprogramms der SeaWorld-Parks, Chuck Tompkins. Was mit „Tilikum“ geschehen sollte, sei noch nicht entschieden. Wegen seines Verhaltens in der Vergangenheit war es den Tierpflegern untersagt, sich zusammen mit diesem Wal in einem Becken aufzuhalten. Nur etwa ein Dutzend SeaWorld-Mitarbeiter arbeiteten überhaupt mit „Tilikum“. Der Orca galt als Risikotier: Im Juli 1999 blieb ein Besucher nach der Schließung der SeaWorld in Orlando in der Anlage. Er wurde später tot aus dem Becken mit „Tilikum“ geborgen. Der Wal war auch einer von drei Orcas, die 1991 für den Tod eines Dompteurs im Sealand-Zentrum in der kanadischen Stadt Victoria verantwortlich gemacht wurden. Tilikum, was in der Sprache der örtlichen Indianerstämme „Freund“ heißt, wurde im November 1983 vor der Küste Islands gefangen.
„Sie zeigen ein solches Verhalten auch in Freiheit“
Der Experte Steve McCulloch vom Marine Mammal Research and Conservation Program der Florida Atlantic University sagte, vielleicht habe der Wal nur spielen wollen. „Das sind sehr große und mächtige Meeressäugetiere. Sie zeigen ein solches Verhalten auch in Freiheit.“ Tierforscher fordern schon länger ein Verbot, Orcas in Gefangenschaft zu halten: dies sei in keinem Fall artgerecht und führe zu psychischen Deformationen bei den hochintelligenten Tieren. Das mache sie langfristig unberechenbar . „Tilikums“ reiht sich ein in eine Serie von Zwischenfällen: Im November 2006 schnappte ein Orca in der SeaWorld von San Diego nach einem Dompteur und zog ihn mehrmals unter Wasser. Der Tiertrainer überlebte mit einem gebrochenen Fuß. Erst an Weihnachten war ein Orca-Trainer in einem Meerespark auf der Kanareninsel Teneriffa ums Leben gekommen. Der 29-Jährige stürzte tödlich, als der Wal „Keto“ während einer gemeinsamen Vorführung eine ungewöhnliche Bewegung machte. (apn)