Balve..

(ch) 2,4 Millionen von 81,9 in Deutschland lebenden Menschen sind pflegebedürftig. Tendenz steigend.

Denn – so sagen die Prognosen – 2050 wird es bei einem Bevölkerungsanteil von 68,7 bereits 4,7 Millionen Bundesbürger geben, die Pflege brauchen.

Die Sparkasse in Balve hat am Dienstagabend die Informationsveranstaltung, die bereits im März aus allen Nähten platzte, wiederholt, und zwar mit bekannten Gesichtern. So waren neben der Juristin Ingeborg Heinze auch der Leiter des St.-Johannes Seniorenheims, Franz-Josef Rademacher, sowie die Vertriebsdirektoren der Ideal-Versicherung, Gerhard Jussen und Karl Assing, zu Gast.

Ingeborg Heinze sprach über „Patientenverfügung, Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht und Generalvollmacht“. Warum und wieso sollte man unabhängig von Alter und Gesundheitszustand solche Formulare ausgefüllt haben? „Weil jetzt noch Zeit ist, um selbst zu entscheiden.“ Seit im September 2009 das neue Gesetz zur Patientenverfügung in Kraft getreten ist, sei dies sogar recht unkompliziert. „Es gibt zum Beispiel keine Formvorschrift mehr, die Unterschrift muss nicht mehr beglaubigt und schon gar nicht wiederholt werden.“ Ebenso wichtig sei eine Vorsorgevollmachtserklärung. „Hier geht es darum, eine Person zu bestimmen, die für einen handelt, wenn man selbst nicht mehr handeln kann.“ Diese sei insbesondere für Ehepartner und Partner aus eheähnlichen Lebensgemeinschaften notwendig.

Werden wir uns Pflege zukünftig noch leisten können? Diese Frage stellten nicht nur Gerhard Jussen und Karl Assing, sondern auch der Leiter des Balver Altenpflegeheims. Die Antwort: „Es muss dringend etwas passieren!“ Seit Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung 1995, so Rademacher, haben sich die Kosten deutlich erhöht. Während er vor 15 Jahren beispielsweise in der Pflegestufe 1 noch bei monatlich 1462 Euro lag - was 1:1 dem Eigenanteil entsprach – sind die Gesamtkosten bei nahezu gleich gebliebenem Eigenanteil - heute jedoch auf 2436 Euro angestiegen. Diese Mehrkosten müssen aufgefangen werden. Ein weiteres Problem: Der Personalschlüssel ist 1995 in Balve nicht aufgestockt worden. Dafür aber sind die Anforderungen gestiegen. Nicht nur in der Pflege, sondern beispielsweise auch durch den Prüfungswahn, der mitunter sehr personalintensiv sei.

Während in der Altersgruppe bis 60 Jahre nur jeder 166. zum Pflegefall wird, ist es bei den über 80-Jährigen schon jeder Dritte. „Wenn man jetzt bedenkt, dass 60 Prozent der Pflegebedürftigen Selbstzahler sind, ist es kaum verwunderlich, dass schon heute ein sozialer Notstand herrscht“, so Gerhard Jussen von der Ideal-Versicherung. Denn jeder müsse sich vor Augen führen, dass die gesetzliche Krankenversicherung nur eine Teilkaskoversicherung sei. „Den Rest muss jeder Einzelne selbst tragen. Und kann er dies nicht, dann sind die Angehörigen des 1. Grades und Ehepartner unterhaltspflichtig. Kinder haften sogar bis zu 30 Jahre für die Schulden, die durch einen Pflegefall entstanden sind“ so Jussen Der Vertriebsdirektor plädiert daher dafür, Eigeninitiative zu ergreifen, beispielsweise durch eine private Pflegeversicherung. „Da auch in diesem Fall eine Pflegeeinstufung stattfindet und die Bedingungen ganz individuell sind, ist dieses Thema allerdings nur eines für ganz persönliche Gespräche“, weiß sein Kollege Karl Assing.