Unna..
Nein, Angst geht bei den Unnaer Wirten nicht um, wenn im Herbst das strenge Rauchverbot in allen Gaststätten des Landes umgesetzt werden sollte. Vielmehr fragen die Betroffenen: Warum nicht gleich so?
Hans-Jürgen Plag kann ob der aktuellen Diskussion nur den Kopf schütteln. Seine Kneipe namens Picasso ist eine sogenannte Raucherkneipe. Das darf sie deshalb sein, weil Plag als Wirt und Pächter (inhabergeführt) am Zapfhahn steht und weil sein Reich nicht größer als 75 Quadratmeter ist. „Eckkneipe“ sagt der Volksmund dazu. Dort ist das Rauchen (noch) erlaubt.
Gesetzeslücke schließen
Montag wurden Plag und seine Wirtevereinskollegen vom Ordnungsamtsleiter Wolfgang Rickert informiert, dass zumindest die Zeiten der Raucherclubs (nicht zu verwechseln mit der Raucherkneipe) vorbei sind. Spätestens ab Februar kontrolliert das Amt, dass die Gesetzeslücke auch in Unna geschlossen wird. Bislang wurde nach dem Motto verfahren: Wo kein Kläger, da kein Richter. Dabei gibt es seit April 2011 ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes, das Raucherclubs aus Speiselokalen verbannt. Nun darf gestritten werden, ob etwa das „Café Extrablatt“ morgens ein Frühstückslokal, mittags ein Speiselokal und abends eine Bar ist. Dass ab 21 Uhr offiziell die Türen nur noch für Raucherclub-Mitglieder offen stehen, ist eigentlich höchstrichterlich verboten. Plag hat es da schon besser – oder anders: Er hat noch eine Galgenfrist. Seine Kneipe ist (noch) für Raucher ein sicheres Territorium. Aber nicht mehr lange. Spätestens im Herbst rechnet Rickert mit einem Landesgesetz, das aus allen Lokalen, Kneipen und Festzelten in NRW strikt den Glimmstängel verbannt.
„Davor habe ich keine Angst“, sagt Plag. „So lange das Gesetz wirklich für alle Wirte gilt.“ Das bisherige „Hick-Hack“, das dem einen Wirt erlaubt, Aschenbecher auf den Tresen zu stellen, dem anderen aber nicht, habe maßgeblich für ein Kneipensterben in Unna gesorgt. „Ich habe von Anfang an gesagt, macht es einheitlich ohne Ausnahmen, dann sind alle Wirte gleich.“
Rauchen nur draußen
Ähnlich sieht es auch Fikri Basaran, Wirt des Extrablatts. „Ein Rauchverbot bringt nur etwas, wenn es für alle gilt“, sagt er. Dass er demnächst abends sein Raucherclub-Schild abhängen muss, macht ihm keine Angst. „Wenn es auch für meine Mitbewerber gilt, die noch Raucherclubs anbieten, werden das auch alle betroffenen Wirte verschmerzen können.“
Jens Reckermann, Inhaber des Raucherlokals „Anno 1820“, bleibt ebenfalls gelassen. „Wenn das Gesetz ab Herbst konsequent durchgesetzt wird, kräht da spätestens in zwei Jahren kein Hahn mehr nach“, ist er überzeugt. Selbst in Bayern habe sich das strenge Nichtrauchergesetz inzwischen durchgesetzt.
Viele Speiselokale bieten inzwischen direkt vor der Tür einen Unterstand an. Vor der Tür darf ja geraucht werden.